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Text
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Bausteine
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Arbeitsanregungen zur Textarbeit
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Parallelkonspekt zur Texterfassung
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Logische Struktur des Hauptarguments
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Aussagenliste
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Das Thema des Textes
bestimmen
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Die Beschreibung des Gedankengangs: Aus Schüleraufsätzen
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Strukturierte Textwiedergabe - Schülerbeispiel
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Strukturierte Textwiedergabe - Musterlösung
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Textauswahl
kommentierender Leserbrief ▪
Textauswahl
Texterörterung
Den Text als Parallelkonspekt erfassen
Der nachfolgende ▪
Parallelkonspekt dient zur
strukturierten Erfassung des Textes ▪
"Die mörderische Konsequenz des Mitleids"
von Hoimar von Ditfurth.
Bei
dieser Form des
Konspektierens wird der
Ausgangstext mit Randbemerkungen versehen, die direkt neben, d. h. "parallel" zu
den Aussagen des Ausgangstextes stehen. Dabei gelten im Übrigen die gleichen
Regeln wie beim normalen Konspekt.
Hinzu kommen folgende Vorteile:
-
Die Textwiedergabe des Konspekts wird dabei durch
Markierungen und Hervorhebungen unterstützt, die beim
intensiven Lesen des Ausgangstextes angebracht worden sind.
-
Bei der Abfassung anderer
Formen der
Textwiedergabe (z. B. der
strukturierten
Textwiedergabe) oder der kritischen Auseinandersetzung mit einem
Text in Form von
Texterörterung oder
Textanalyse sind damit wichtige Vorarbeiten erledigt.
-
Liegt ein Text in digitalisierter Form vor, lässt er sich ohne
Weiteres über die Einstellungen des Seitenrandes oder durch Einrichtung
von Spalten oder Tabellen so darstellen, dass der nötige Platz für ein
Parallelkonspekt geschaffen wird. Allerdings muss man dabei auf die
veränderte Zeilenschaltung und den anderen Seitenumbruch achten, wenn
Verweise angebracht werden, die sich auf eine bestimmte Druckfassung des
Originaltextes beziehen müssen.
Originaltext und Parallelkonspekt
Auch heute werden wieder
40000 Kinder sterben - alle zwei Sekunden eines. Als kleine Skelette mit faltig-alten Gesichtern werden sie irgendwann im Laufe dieses Tages
aufhören zu leben. Alle 24 Stunden entsteht so, verteilt über die Länder
der so genannten Dritten Welt, ein Berg von 40000 verschrumpelten
Kinderleichen. |
I Situationsschilderung
(thematische Einbettung)ganz
genau beschrieben, eindringliche Wortwahl - Leser soll provoziert, mit
harten Fakten konfrontiert und ggf. schockiert, auf alle Fälle betroffen
gemacht werden |
Furchtbar? Viel schlimmer:
Wenn diese Kinder nicht stürben, wenn sie nicht in den Armen ihrer
Mütter verhungerten, die selbst nicht mehr die Kraft haben, ihrer Trauer
Ausdruck zu verleihen, wenn sie etwa überlebten und gar erwachsen
würden, um selbst Kinder zu haben, dann wäre die Katastrophe noch
weitaus größer. Es mag zynisch klingen, dass ihr vieltausendfacher
lautloser Tod die Erde vor einer Situation bewahrt,
die alles heutige Sterben bei weitem überträfe. Nur, es ist die logische
Konsequenz aus der irrationalen Ungleichung, dem Geburtenüberschuss
aus der Dritten Welt durch Geburtenkontrolle nicht vorzubeugen aus
der heuchlerischen Achtung vor dem Leben, das - erst einmal geboren
- am Leben nicht erhalten werden kann. [...] |
II Reine "Brotspenden" verschärfen
letzten Endes das Hungerproblem
(Hauptthese)Betroffenheit wird dialogisch antizipiert
aktuelle Hungersnöte als kleineres Übel
Geburtenüberschuss wegen fehlender
Geburtenkontrolle
|
Wer nicht zu feige ist, zu
sehen, kommt an der Einsicht nicht vorbei, dass jeder, der sich darauf
beschränkt, die heute hungernden Kinder zu sättigen,
statt dem unvermeidlichen Sterben durch Geburtenkontrolle
vorzubeugen, unmittelbar und ursächlich dazu beiträgt, die Leichenberge,
denen sich die morgige Generation gegenübersehen wird, auf noch höhere
Höhen anwachsen zu lassen. |
reine Lebensmittelspenden sind
mitverantwortlich für den Hungertod von morgen
nur Geburtenkontrolle kann helfen |
Warum ist es eigentlich so
schwer, dieser simplen Erkenntnis zu allgemeiner Anerkennung zu
verhelfen? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil sie einhergeht mit dem
Eingeständnis eines unrühmlichen Selbstbetrugs. |
III Gründe für die Haltung,
Lebensmittel
zu spenden
1 Individueller Selbstbetrug des
Spenders |
Der gleiche Augenblick, in
dem ich mir über die mörderische Konsequenz des Mitleids klar
werde,[...] verschafft mir auch die peinliche Entdeckung, dass die
Hilfsbereitschaft, welche die bewussten Anzeigen in mir
mobilisieren, gar nicht dem hungernden Kind gilt, sondern in Wahrheit
mir selbst, nämlich meinem eigenen Seelenfrieden. Einzig und allein
zur Besänftigung des eigenen Gewissens kann ein "Mitleid" taugen, das
objektiv nur dazu beiträgt, das Elend der Menschen, denen es angeblich
dient, in Zukunft entsetzlich zu vermehren. Jede andere Behauptung wäre
unfrommer Selbstbetrug oder pure Heuchelei. [...] |
eigene Gewissenssalvierung, eigener
Seelenfrieden |
Anlass zur Empörung ist die
Tatsache, dass die üblichen Aktivitäten der kirchlichen, weltlichen und
kommerziellen Hilfsorganisationen gedankenlos und damit
schuldhaft jener moralischen Drückebergerei Vorschub leisten, in der
befangen wir uns nur allzu willig einreden lassen, dass eine kleine
Spende dann und wann uns von der Schuld befreien könnte, die wir
angesichts des Massensterbens außerhalb der Wohlstandsgrenzen haben. |
Unterstützung des individuellen
Selbstbetrugs durch die verschiedenen Hilfsorganisationen |
Noch aus einem zweiten Grunde
sind daher alles diese "Brot-für-die-Welt"- und Patenschaftskampagnen
kritikwürdig: Dadurch, dass sie uns die begierig ergriffene Gelegenheit
verschaffen, unser Gewissen zu betäuben, beseitigen sie den
psychologischen Druck, der allein uns dazu bewegen könnte, über
sinnvolle, ursächlich wirksame Methoden zur Beendigung des
Massensterbens nachzudenken. [...] |
2
"Brot-für-die-Welt"-Kampagnen
befreien den einzelnen von
psychologischem Druck, sinnvolle
Alternativen zu suchen |
Gerade dann, wenn man davon
überzeugt ist, dass die christlichen Kirchen ein Erbe bewahren,
ohne das diese Welt noch unerträglicher wäre, gerade dann gerät die
Verbitterung um so größer, wenn man sich vor Augen hält, wie tief auch
sie in diese Komplizenschaft wechselseitiger Gewissenssalvierung
verstrickt sind. Dies gilt, wie nicht bestritten werden kann, vor
allem für die katholische Kirche. Was soll man von einer Instanz halten,
die uns zur Rettung verhungernder Kinder aufruft, während sie
gleichzeitig mit dem ganzen Gewicht ihres weltweiten Ansehens dazu
beiträgt, die Zahl dieser Kinder über jedes rettbare Maß hinaus zu
vergrößern? Was ist von einer Moral einer sich moralisch verstehenden
Institution zu halten, die offensichtlich das Nicht-Geborenwerden für
ein entschieden größeres Übel hält als die Unerfreulichkeit, an
Unterernährung zu verrecken? Hier wird, wohlgemerkt, nicht etwa auf
Abtreibungslösungen angespielt, sondern allein auf die Möglichkeiten der
Empfängnisverhütung (ein Zusatz, der schon deshalb notwendig
erscheint, weil die Kirche in der Diskussion beides ärgerlicherweise
ständig zu vermengen trachtet.) [...] |
3 christliche Kirchen als Komplizen
gegenseitiger Gewissensberuhigung besonders ausgeprägt bei katholischer Kirche
Moralische Maßstäbe der katholischen
Lehre verurteilen Empfängnisverhütung, und damit wirksame
Geburtenkontrolle |
Vom Himmel wird die Rettung
nicht fallen - wenn es noch eine gibt. Eine ungeheure gemeinsame
Anstrengung wäre vonnöten. Warum rafft sich niemand zu ihr auf? |
|
Zu den Faktoren, die diese feige Verdrängungsleistung
begünstigen, gehören jene Anzeigen mit den Bildern abgemagerter und
verhungernder Kinder. Selbstverständlich sind wir moralisch
verpflichtet, den Hungertod auch durch Spenden zu bekämpfen. Wer der
Suggestion dieser Anzeigen jedoch in der Weise erliegt, dass er sich
einreden lässt, er könne mit einer bloßen Spende davonkommen, der
verstrickt sich erst endgültig in Schuld. (aus: Der Spiegel Nr. 33/1984) |
IV Appell an die Leserinnen und Leser
Anzeigenkampagnen mit Darstellungen
hungernder Kinder fördert Verdrängung |
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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.02.2023
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