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Illokutionärer Akt beim Sprechakt

Überblick


FAChbereich Deutsch
Glossar Literatur Linguistik (Sprachwissenschaft)
RechtschreibungGrammatik / Syntax Semantik Pragmatik ▪ Überblick Sprechen als Handeln Überblick Handlungsarten Sprechen als kommunikatives Handeln Komponenten von Sprachhandlungen Sprechakte Didaktische und methodische Aspekte Überblick Teilakte eines Sprechaktes Überblick Äußerungsakt Propositionaler Akt [ ILLOKUTIONÄRER AKTÜberblick ◄ ▪ IllokutionsindikatorenIllokutionshierarchien in Textenn ] Perlokutiver Akt Beispiele ▪ Notwendige Bedingungen für das Gelingen von Sprechakten Regeln für den Vollzug von Sprechakten SprechakttypenBausteine Bausteine Kommunikation Soziolinguistik Textlinguistik Gesprächsanalyse Schreibformen Rhetorik Filmanalyse Operatoren im Fach Deutsch
 

In der ▪ Sprechakttheorie ist der ▪ Illokutionsakt einer der drei bzw. vier ▪ Teilakte eines Sprechakts, zu denen auch der propositionale Akt, der perlokutive Akt und der Äußerungsakt zählen. Er wird mit den anderen Teilakten bei jeder Äußerung eines Satzes zugleich vollzogen. Der Begriff wurde von »John Langshaw Austin (1911-1960) in die Sprechakttheorie eingebracht.

Der ▪ Illokutionsakt, der auch illokutionärer oder illokutiver Akt genannt wird, "stellt den Handlungstyp der Äußerung" (Engel, 2. Aufl. 2009; S.34) dar und besteht im Vollzug einer bestimmten konventionalisierten Sprechhandlung, die glücken oder nicht glücken kann. (vgl. Linke/Nussbaumer/Portmann, 2. Aufl., 1994, S.188)

Man kann in ihm den wichtigsten Aspekt des Sprechaktes sehen, weil er, wie Searle meint, zur Bedeutung einer Äußerung hinzugehört. Nur so kann der Adressat einer Äußerung die Intention des Sprechers erfassen und erkennen, "dass etwas versprochen wird, das vor etwas gewarnt wird, dass neue Information mitgeteilt werden soll usw." (ebd.)

Sprechakte realisieren einen Handlungstyp

Wenn wir jemanden sagen "Tu das nicht", können wir im Vollzug dieses Sprechakts ganz unterschiedliche Sprechakte vollziehen, die man in "Handlungstypen" (Engel 22009, S.35) zusammenfassen kann.

Die fachwissenschaftlichen Typologien von Sprechakten unterscheiden sich freilich voneinander. Hier nehmen wir Bezug auf die von »Ulrich Engel (1928-2020) (1988, 31996, S.35-79; Neubearbeitung 2004,22009, S.35-58)

Ob mit der Äußerung "Tu das nicht" also eine ▪ Drohung oder ein Ratschlag gegeben werden soll, hängt vor allem davon ab, ob der Sprecher das eine oder die andere Handlung mit seinem Sprechakt "tun" will.

Dafür zuständig ist der illokutive Akt der Sprechhandlung.

Der Illokutionsakt, so kann man sagen, bezeichnet den Handlungstyp und signalisiert  z. B., ob wir einen Rat geben, jemandem drohen, etwas unterstellen, etwas versprechen, oder uns bedanken.

Der jeweilige Handlungstyp ist dabei aber kein Sprechakt. Er gibt, wenn man so will, nur vor, in welchem Handlungsschema der Sprechakt erzeugt und vollzogen wird. So gibt es z. B. für die in der nebenstehenden Abbildung ausgedrückten ▪ Drohung natürlich etliche Varianten, mit denen dieser Handlungstyp ausgedrückt werden kann.

Der Handlungstyp Versprechen und Sprechakte, die etwas versprechen

Am Beispiel des Versprechens lässt sich gut demonstrieren, dass dass der Sprechhandlungstyp des Versprechens mit ganz verschiedenen Sprechakten vollzogen werden kann.

Dabei stellt Versprechen den einzigen ▪ Sprechakttyp dar, mit dem der "Sprecher (...) sich dem Partner gegenüber zu einem bestimmten, für diesen in der Regel günstigen (zukünftigen) Verhalten (verpflichtet)" (Engel 1996, S.46) (= ▪ Den Sprecher selbst festlegender Sprechakt).


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Sprachliche Handlungen vollziehen sich nach sozialen Regeln

Da sprachliche Handlungen innerhalb einer sprachlichen Gemeinschaft nach Regeln vollzogen werden, "die die einzelnen Sprachteilhaber jeweils in ihrem Sozialisationsprozess mehr oder weniger vollkommen erlernt haben", besitzen die Kommunikationspartner im Allgemeinen auch "ein gemeinsames Wissen darüber, unter welchen Bedingungen und nach welchen Regeln bestimmte sprachliche Handlungen in Kommunikationssituationen ausgeführt werden können." (Brinker 1997, S.86)

Das Vorhandensein solcher Regeln ist die Voraussetzung dafür, dass ein Rezipient einer sprachlichen Äußerung überhaupt herausfinden kann, wie er die vom Sender gesendete Äußerung verstehen soll.

Dabei ist allerdings nicht unmittelbar gemeint, dass man als Rezipient auch die "wahre" Absicht des Sprechers kennt. Allerdings gehen wir bei der Kommunikation, sofern uns ein bestimmter Grund nicht Anlass zu Misstrauen gibt, im Allgemeinen von wechselseitiger Aufrichtigkeit aus. Darunter versteht man also die Übereinstimmung der in der Sprechhandlung mit konventionellen Regeln ausgedrückten Intention und der tatsächlichen bzw. "wahren" Absicht.

Damit eine Äußerung also "richtig" verstanden werden kann, werden in unserer Sprache eine ganze Reihe von Mitteln sprachlicher und grammatischer Natur verwendet. Sie zeigen den Typ der jeweiligen sprachlichen Handlung an und werden ▪ Illokutionsindikatoren genannt.

«Ich bin müde» - Ein Beispiel für einen illokutiven Akt

Das nachfolgende Beispiel zeigt dabei auch auf, dass Illokution und propositionaler Gehalt nicht voneinander zu trennen sind, sondern stets miteinander vollzogen werden. Daher entscheiden letzten Endes situative, über die sprachliche Äußerung hinausgehende Faktoren darüber, wie eine bestimmte Äußerung zu verstehen ist.

"Ich bin müde"
Kontext Intention Bedeutung Art des Aktes
Ein Freund hat sich gerade nach meinem Befinden erkundigt. Die Frage beantworten Ich fühle mich erschöpft Feststellung
Jemand, dem ich lieber aus dem Weg gehe, fragt mich, ob ich tanzen gehen möchte. Höflich ausweichen Ich möchte eigentlich nicht. Feststellung
Mein Mann und ich sehen uns ein Fußballmatch im Fernsehen an. Etwas anderes tun Können wir das abdrehen? Frage oder Wunsch
Es ist spät und meine kleinen Kinder wollen ins Kino gehen. Kinder ins Bett bringen Nein, geht zu Bett. Anordnung

(www.mediamanual.at, 3.6.2012)

Sätze in Texten meist ohne unmittelbare Handlungsqualität

Klaus Brinker (1985/1997, 92018) knüpft in der von ihm konzipierten ▪ linguistischen Textanalyse zwar durchaus an das sprechakttheoretische Konzept der ▪ Illokutionsindikatoren an, spricht einzelnen Sätzen in Texten aber im Allgemeinen eine" unmittelbare Handlungsqualität" ab, da "sie in die Ganzheit 'Text' integriert" sind. (vgl. Brinker 92018, S.96). Sie erfüllen seiner Ansicht nach "vielmehr bestimmte textinterne Funktionen, vor allem im Hinblick auf den thematischen Aufbau des Textes (Begründungs-, Spezifizierungsfunktion usw.)." (ebd.) Der Handlungscharakter eines gesamten Textes lässt sich seiner Auffassung nach nicht auf solche textinternen Strukturen zurückführen. Stattdessen werde die ▪ Textfunktion "durch bestimmte innertextliche (vor allem sprachliche) und außertextliche (kontextuelle) Mittel angezeigt". (ebd., S.99)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 18.12.2023

 
 

 
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