In der
▪
Sprechakttheorie
ist der ▪
Illokutionsakt einer der drei
bzw.
vier ▪
Teilakte eines Sprechakts, zu denen
auch der ▪
propositionale Akt,
▪ der
perlokutive Akt
und der ▪ Äußerungsakt zählen.
Er wird mit den anderen Teilakten bei jeder Äußerung eines
Satzes zugleich vollzogen. Der Begriff wurde von
»John Langshaw Austin (1911-1960) in die
Sprechakttheorie eingebracht.
Der
▪
Illokutionsakt,
der auch illokutionärer oder illokutiver Akt genannt wird, "stellt den
Handlungstyp der Äußerung" (Engel,
2. Aufl. 2009; S.34) dar und besteht im Vollzug einer
bestimmten konventionalisierten
Sprechhandlung, die
glücken oder nicht glücken kann. (vgl.
Linke/Nussbaumer/Portmann,
2. Aufl., 1994, S.188)
Man kann in ihm den wichtigsten Aspekt des Sprechaktes
sehen, weil er, wie Searle meint, zur Bedeutung einer Äußerung hinzugehört.
Nur so kann der Adressat einer Äußerung die Intention des Sprechers erfassen
und erkennen, "dass etwas versprochen wird, das vor etwas gewarnt wird, dass
neue Information mitgeteilt werden soll usw." (ebd.)
Sprechakte
realisieren einen Handlungstyp
Wenn wir
jemanden sagen "Tu das nicht", können wir im Vollzug dieses
Sprechakts ganz unterschiedliche Sprechakte vollziehen,
die man in "Handlungstypen" (Engel
22009, S.35) zusammenfassen kann.
Die fachwissenschaftlichen Typologien von
Sprechakten unterscheiden sich freilich voneinander. Hier nehmen
wir Bezug auf die von »Ulrich
Engel (1928-2020) (1988,
31996,
S.35-79; Neubearbeitung 2004,22009,
S.35-58)
Ob mit
der Äußerung "Tu das nicht" also eine ▪
Drohung
oder ein
▪
Ratschlag
gegeben werden soll, hängt vor allem davon ab, ob der
Sprecher das eine oder die andere Handlung mit seinem Sprechakt
"tun" will.
Dafür
zuständig ist der illokutive Akt der Sprechhandlung.
Der Illokutionsakt, so kann man sagen, bezeichnet den Handlungstyp
und
signalisiert z. B., ob wir einen Rat geben, jemandem
drohen, etwas unterstellen, etwas versprechen, oder uns
bedanken.
Der
jeweilige Handlungstyp ist dabei aber kein Sprechakt. Er gibt,
wenn man so will, nur vor, in welchem Handlungsschema der
Sprechakt erzeugt und vollzogen wird. So
gibt es z. B. für die in der nebenstehenden Abbildung
ausgedrückten ▪
Drohung
natürlich etliche Varianten, mit denen dieser Handlungstyp
ausgedrückt werden kann.
Der Handlungstyp
Versprechen und Sprechakte, die etwas versprechen
Am Beispiel des
Versprechens lässt sich gut demonstrieren, dass dass der
Sprechhandlungstyp des Versprechens mit ganz
verschiedenen Sprechakten vollzogen werden kann.
Dabei stellt
Versprechen den einzigen ▪
Sprechakttyp dar, mit dem der "Sprecher (...) sich dem
Partner gegenüber zu einem bestimmten, für diesen in der Regel
günstigen (zukünftigen) Verhalten (verpflichtet)" (Engel
1996, S.46) (= ▪ Den Sprecher
selbst festlegender Sprechakt).

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Sprachliche
Handlungen vollziehen sich nach sozialen Regeln
Da sprachliche Handlungen innerhalb einer sprachlichen Gemeinschaft
nach Regeln vollzogen werden, "die die einzelnen Sprachteilhaber jeweils
in ihrem Sozialisationsprozess mehr oder weniger vollkommen erlernt
haben", besitzen die Kommunikationspartner im Allgemeinen auch "ein
gemeinsames Wissen darüber, unter welchen Bedingungen und nach welchen
Regeln bestimmte sprachliche Handlungen in Kommunikationssituationen
ausgeführt werden können." (Brinker
1997, S.86)
Das Vorhandensein solcher Regeln ist die
Voraussetzung dafür, dass ein Rezipient einer sprachlichen Äußerung
überhaupt herausfinden kann, wie er die vom Sender gesendete Äußerung
verstehen soll.
Dabei ist allerdings nicht unmittelbar gemeint, dass man
als Rezipient auch die "wahre" Absicht des Sprechers kennt. Allerdings
gehen wir bei der Kommunikation, sofern uns ein bestimmter Grund nicht
Anlass zu Misstrauen gibt, im Allgemeinen von
wechselseitiger
Aufrichtigkeit aus. Darunter versteht man also die Übereinstimmung der in
der Sprechhandlung mit konventionellen Regeln ausgedrückten Intention und
der tatsächlichen bzw. "wahren" Absicht.
Damit eine Äußerung also "richtig" verstanden werden kann, werden in
unserer Sprache eine ganze Reihe von Mitteln sprachlicher und
grammatischer Natur verwendet. Sie zeigen den Typ der jeweiligen
sprachlichen Handlung an und werden
▪
Illokutionsindikatoren
genannt.
«Ich bin müde» - Ein Beispiel für einen illokutiven Akt
Das
nachfolgende Beispiel zeigt dabei auch auf, dass Illokution und
propositionaler Gehalt nicht voneinander zu trennen sind,
sondern stets miteinander vollzogen werden.
Daher entscheiden letzten Endes situative, über die
sprachliche Äußerung hinausgehende Faktoren
darüber, wie eine bestimmte Äußerung zu verstehen
ist.
"Ich bin müde" |
Kontext |
Intention |
Bedeutung |
Art des Aktes |
Ein Freund hat sich gerade nach
meinem Befinden erkundigt. |
Die Frage beantworten |
Ich fühle mich erschöpft |
Feststellung |
Jemand, dem ich lieber aus dem Weg
gehe, fragt mich, ob ich tanzen gehen möchte. |
Höflich ausweichen |
Ich möchte eigentlich nicht. |
Feststellung |
Mein Mann und ich sehen uns ein
Fußballmatch im Fernsehen an. |
Etwas anderes tun |
Können wir das abdrehen? |
Frage oder Wunsch |
Es ist spät und meine kleinen
Kinder wollen ins Kino gehen. |
Kinder ins Bett bringen |
Nein, geht zu Bett. |
Anordnung |
(www.mediamanual.at,
3.6.2012)
Klaus Brinker (1985/1997,
92018) knüpft in der von ihm konzipierten ▪
linguistischen Textanalyse
zwar durchaus an das sprechakttheoretische Konzept der ▪
Illokutionsindikatoren
an, spricht einzelnen Sätzen in Texten aber im Allgemeinen eine"
unmittelbare Handlungsqualität" ab, da "sie in die Ganzheit
'Text' integriert" sind. (vgl.
Brinker
92018, S.96). Sie erfüllen seiner Ansicht nach
"vielmehr bestimmte textinterne Funktionen, vor allem im
Hinblick auf den thematischen Aufbau des Textes (Begründungs-,
Spezifizierungsfunktion usw.)."
(ebd.) Der Handlungscharakter eines gesamten Textes lässt
sich seiner Auffassung nach nicht auf solche textinternen
Strukturen zurückführen. Stattdessen werde die ▪
Textfunktion
"durch bestimmte
innertextliche (vor allem sprachliche) und
außertextliche (kontextuelle) Mittel angezeigt".
(ebd., S.99) Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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