In der
▪
Sprechakttheorie
ist der ▪
Illokutionsakt einer der drei
bzw.
vier ▪
Teilakte eines Sprechakts, zu denen
auch der ▪
propositionale Akt,
▪ der
perlokutive Akt
und der ▪ Äußerungsakt zählen.
Er wird mit den anderen Teilakten bei jeder Äußerung eines
Satzes zugleich vollzogen. Der Begriff wurde von
»John Langshaw Austin (1911-1960) in die
Sprechakttheorie eingebracht.
Um eine
bestimmte Äußerung als Sprecherin* mit einem bestimmten Inhalt (propositionalen
Gehalt) und zugleich mit einer bestimmten Absicht (▪
illokutionärer Akt) "in einem Zug"
machen und als Hörerin* in der Kommunikation verstehen zu
können, ordnen wir sie nach Regeln, die wir eigentlich nicht
kennen bzw. die uns nicht bewusst sind, einem bestimmten ▪
Sprechakttyp zu, den wir mit der
Äußerung verbinden, um ihn dann als Sprechakt zu vollziehen.
Eines der
Aufgabengebiete der linguistischen Pragmatik und der
Sprechakttheorie ist es dabei zu klären, "wie Äußerungen
Sprechakttypen zugeordnet werden können." (Meibauer
22001, S.85) Im Vordergrund stehen dabei bei
Searle sprachliche bzw. textuelle Aspekte. Dies erfolgt
wohlwissend, dass solche Zuordnungen von etlichen Faktoren
abhängen, die nicht rein sprachlicher Natur sind, sondern auch
in hohem Maße von situativen Faktoren der Verwendungssituation
und den psychischen und mentalen Dispositionen des/der Hörerin*
(z. B. Wissen).
Searle spricht hier später von dem "background"
als einem Komplex von mentalen Fähigkeiten, die Können und
Dispositionen umfasst (vgl.
Krämer
2001, S.72).
Es gibt eine
Vielzahl von Illokutionsindikatoren, die signalisieren, was gemeint
ist
Unsere Sprache hält verschiedene sprachliche bzw. grammatische Mittel
bereit, um den Kommunikationspartner die Zuordnung einer konkreten
Sprechhandlung zu einem bestimmten Sprechhandlungstyp zu ermöglichen.
Diese Mittel werden als
▪
Illokutionsindikatoren bezeichnet.

Die sprachlichen und textuellen Illokutionsindikatoren sind:
-
Explizit
performative Formeln (z. B. illokutionäre Verben wie versprechen
(▪
kommissiv), befehlen (▪
direktiv), gratulieren (▪
expressiv)
-
Satztyp und Satzmuster
(z. B. Frage-, Aufforderungs-, Aussagesatz)
-
Abtönungspartikeln
(z. B. aber, mal, doch, bloß) und
Modalwörter (z. B. bestimmt, hoffentlich, möglicherweise,
hiermit);
-
Propositionaler Gehalt
(meistens kontextabhängig)
-
Prosodische Merkmale
(gesprochener Sprache) (z. B. Lautstärke, Intonation)
Hinzu kommen
natürlich als über das Sprachliche hinausgehende situations- und
personen- bzw. subjektabhängige Faktoren, die als
Kontextindikatoren letztlich
darüber bestimmen, welcher Sprechakt tatsächlich vollzogen wird.
Die sprachlichen Indikatoren für die Zuordnung einer konkreten
Sprechhandlung zu einem bestimmten Sprechhandlungstyp sind beim Vollzug
eines Sprechaktes nicht gleich wichtig.
Sie stehen häufig in festen
Dominanzrelationen zueinander. Manche
Partikeln z. B. haben für die
kommunikative Funktion einer sprachlichen Äußerung größeres Gewicht als
der Satztyp, der dabei verwendet wird. (vgl.
Brinker 1997, S.90f.)
Das gilt im Übrigen auch für
prosodische Merkmale und den
propositionalen Gehalt des Sprechakts.
Beispiele:
Sprechhandlung/ Äußerung |
|
Mach die Tür zu! |
Aufforderungssatz; Sprechhandlungstyp "Befehlen" wird
durch die Verwendung des Imperativ angezeigt |
Komm doch mal pünktlich nach Hause! |
Partikeln doch
und mal schwächen die Handlungsbedeutung des
Aufforderungssatzes/Imperativ
vom Befehl auf den Sprechhandlungstyp "Bitte" ab. |
Sollen wir mit dem Rad fahren? |
Spitzenstellung des Verbs signalisiert den
Sprechhandlungstyp "Fragen". |
Kannst du denn nicht den Mund halten? |
Die Partikeln denn und nicht machen den
Fragesatz zu einer
Sprechhandlung "Auffordern" und erweisen sich diesem gegenüber als
dominant. |
Da nicht jede sprachliche Handlung in einem Handlungs- bzw.
Situationskontext steht, können häufig nur die so genannten
"Kontextindikatoren" (Brinker
41997, S.91f.) Aufschluss über die jeweilige Illokution geben.
Zu
diesen Kontextindikatoren zählen u. a. das jeweilige Rollenverhältnis der
Kommunikationspartner, der institutionelle Rahmen oder das
Hintergrundwissen der Beteiligten. Solche Kontextindikatoren besitzen ein
solches Gewicht, dass sie sich gegenüber sprachlichen Indikatoren dominant
verhalten.
Wenn ein Lehrer zu seinem Schüler, der häufig zu spät kommt, beim
erneuten Zuspätkommen sagt: Gut, dass du heute auch kommst, dann
ist darin wohl kaum ein Ausdruck von Freude, sondern eine Ermahnung zu
sehen.
Mit dem Zusammenhang der illokutiven
Handlungen auf Textebene befasst sich die
Illokutionsstrukturanalyse, für deren Vertreter*innen ein Text von
"mannigfache(n) Unter- und Überordnungsbeziehungen"
(ebd., S.92)
strukturiert ist, bei dem "in der Regel eine bestimmte
illokutive Handlung die übrigen dominiert." (ebd.)
Diese dominierende illokutive Handlung bestimmt damit das
Gesamtziel, das ein Text verfolgt.
Damit bei der Kommunikation keine
Missverständnisse über dieses Gesamtziel aufkommen, werden die
illokutiven Handlungen eines Textes in eine "hierarchisch
strukturierte Abfolge" ((ebd.)
Um die Illokutionsstrukturen zu untersuchen,
werden die illokutiven Handlungen segmentiert und ihre
Beziehungen zueinander ermittelt, z. B. in dem man aufzeigt, wie
sie sich gegenseitig stützen.
Allerdings bleiben einige Fragen offen.
Dazu
gehört insbesondere die Auffassung der
Illokutionsstrukturanalyse, wonach die Typen illokutiver
Handlungen sich direkt in den Satzmodi niederschlagen (Deklarativ-,
Interrogativ- und Imperativsatz).
Ebenso umstritten ist das dabei postulierten "Eins–zu–Eins–Verhältnis zwischen
Satzstruktur und illokutionärer Rolle" (ebd.,
S.94), die auf die Vorstellung nzurückgeht, dass auch
in Texten, in die diese Sätze integriert sind, diese Satzmodi
eine "unmittelbare Handlungsqualität" (ebd.)
besitzen.
Dies wird mit dem Argument bestritten, dass sie im
Textganzen lediglich "bestimmte textinterne Funktionen, vor
allem im Hinblick auf den thematischen Aufbau des Textes
(Begründungs-, Spezifizierungsfunktion usw.)"
(ebd.) erfüllen, während der Handlungscharakter des Textes als Ganzes
durch seine ▪ Textfunktion zum Ausdruck kommt. (vgl. ebd.)
|