Eine ▪ besondere Schreibaufgabe zur
Visualisierung von Texten ist die ▪
Erstellung einer Interpretationsskizze.
Sie
stellt, wenn keine weiteren Vorgaben gemacht
werden, in der Regel ein ▪
freies Strukturbild bzw. eine
Strukturskizze dar, das Inhalt, Strukturen und Interpretationsideen zu einem
literarischen
(fiktionalen) Text
in einem Strukturzusammenhang darstellt.
Die Grenzen zu ▪
Textgrafiken und Textbildern sind dabei fließend.
Interpretationsskizzen folgen keinem vorgeschriebenen Gestaltungsmuster und
die Art, wie sie gestaltet sind, hängt natürlich von ihrem Verwendungszweck
ab.
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Wenn jemand "nur" für
sich Ergebnisse seiner Textanalyse und seine Interpretationsideen
festhalten will, um sie z. B. während der Planungsphase seines
Schreibprozesses für eine schriftliche Textinterpretation zur Verfügung
zu haben, muss die Skizze letzten Endes nur dem Schreiber selbst
verständlich sein. Dementsprechend ist er bei der Gestaltung völlig
frei, solange er selbst damit zurechtkommt.
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Anders ist dies
allerdings, wenn die Interpretationsskizze kommunikativen Zwecken dient.
In einem solchen Fall müssen hinsichtlich
Verständlichkeit,
Anschaulichkeit und Gestaltung im Allgemeinen andere Maßstäbe angelegt
werden.
In einem solchen Fall ist man gut beraten, wenn man gewisse ▪
allgemeine Gestaltungsprinzipien
beachtet
Bestimmte ▪
Erzählstrukturen der
Kurzgeschichte ▪»San
Salvador« von ▪
Peter Bichsel lassen sich mit folgender ▪
Textgrafik darstellen.

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Ansicht bitte anklicken!
Die ohnehin schwierige Abgrenzung von
Erzählerbericht i. w. S. von der
erlebten Rede führt auch im Falle dieser
Kurzgeschichte zu gewissen Schwierigkeiten. So steht unzweifelhaft fest,
dass der Erzähler aus der
Innensicht seiner Hauptfigur Paul berichtet, als er sich diesen die
Reaktionen von Hildegard auf seinen "Abschiedsbrief" vorstellt. Das
temporale "Nun" zu Beginn der Passage stellt dabei die nötige
Unmittelbarkeit und die Aufhebung jeglicher Distanz zwischen personalem
Erzähler und der Figur dar. Die Verwendung des Konjunktivs, ansonsten gerade
nicht Zeichen der "klassischen" erlebten Rede (dabei stattdessen Indikativ
Präteritum!) ergibt sich freilich aus der am Möglichen orientierten
Darstellung, die die zu erwartenden Handlungen von Hildegard antizipiert.
Vielleicht eignet sich daher in diesem Zusammenhang mehr von freier
indirekter Gedankenwiedergabe
(Schwarze 1982, S. 183) zu sprechen.
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Zeitgestaltung: Zustand und Bewegung als Paradox
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
03.09.2023