▪
Arno Holz und
Johannes Schlaf: Die papierne Passion (1890)
▪Aspekte
der Erzähltextanalyse
▪
Überblick
▪
Die Radikalisierung des Erzählverfahrens
Auf den ▪
deutschen Naturalisten
»Arno
Holz (1863-1929), der längere Zeit gemeinsam mit »Johannes
Schlaf (1862-1941) ▪ verschiedene Erzählungen als Prosaskizzen bzw.
Erzählstudien im Sinne einer neuen, naturalistischen Darstellungstechnik
verfasst hat,
geht
einer der programmatischen Sätze zur
ästhetischen Theorie des Naturalismus
zurück, die aber auch immer wieder wie ein Dogma verstanden wurde, ohne ein
solches zu sein.
Der
programmatische Satz oder das formulierte "Kunstgesetz", lautet:
"Die Kunst hat die Tendenz, wieder die Natur zu sein."
Formelhaft ausgedrückt: "Kunst = Natur - x." (zit. n.
Hoffacker
31989, S. 311)
Auch wenn das
"minus x" in dem Gesetz immer wieder Anlass zur Kritik gab und Holz damit
das entsprechende "Gesetz" Emile Zolas "durch die Ausschaltung des
schrifstellerischen 'tempérament' [zu] übertrumpfen suchte"
(Mahal 31996,
S.209), wurden damit die Eckpunkte für die ▪
formal revolutionäre literarische Praxis des stilistisch konsequenten
Naturalismus gesteckt.
Es galt fortan "die
Erscheinungen der Wirklichkeit möglichst deckungsgleich wiederzugeben, wobei
jener Faktor x, die künstlerische Subjektivität und die Unvollkommenheit der
künstlerischen Mittel, möglichst klein zu halten war, um die Differenzen
zwischen Realität und Abbild auszuschalten. Präzision in der Erfassung der
Wirklichkeit, die zu schildern war, so lautete das oberste Gebot für die
schriftstellerische Technik."
(Hoffacker
31989, S. 311) Was
»Arno
Holz (1863-1929) und »Johannes
Schlaf (1862-1941) anstrebten, war nicht weniger, als "»wieder Natur«
werden [zu] lassen," was ihnen vom Milieu »wissenschaftlich« genau bekannt
gewesen ist. Es ging ihnen darum, den Nachweis zu dafür zu liefern, "dass
die »Naturalisierung« von Kunst – an einfachen Konstellationen vorgeführt –
[...] durch perfektionierte 'Handhabung' adäquater
'Reproduktionsbedingungen' so gelingen kann, dass der Faktor 'x" sich Null
annähert." (Mahal
31996, S.213)
Wenn, so die
Überzeugung von Arno Holz und Johannes Schlaf, "die Wieder-Gabe, die
Reproduktion eines Bobachtungsfeldes, das Wiedererstehenlassen eines
minuziös als experimentelle Modell-Situation 'erfassten' bestimmten Raumes
in einer bestimmten Zeit"
(ebd., S.209)
in der Darstellung gelingt, dann nähert sich, wenn zu einem "Kunstwerk
solcher Art ein Kunstkonsument mit seinerseits
reproduzierender
Imagination [nicht Phantasie!] hinzukommt, dann entsteht tatsächlich
'wieder Natur'; dann ereigne sich Kunstkonsumption über alle fünf Sinne,
also der Nachvollzug totaler Mimesis oder vielmehr die Rückverwandlung des
aus der 'Natur' 'Kunst' Gewordenen in 'Natur' mit einer Vollständigkeit, die
schlechthin nicht mehr zu überbieten ist."
(ebd., S.209f.)
In dem "Kunstgesetz" von ▪
Arno Holz (1863-1929) stellt die Individualität des Künstlers einen
geradezu störenden, wenn auch nicht vermeidbaren Störfaktor dar, der in
letzter Konsequenz "die Präzision des ästhetischen Reproduktionsprozesses
beeinträchtigt." (Bunzel
22011, S.64f).
Die Vorstellung vom Autor als Schöpfergenie,
das über den Stoff nach Belieben verfügen kann, wird damit zu einem Zerrbild
vergangener Literaturepochen und im Zuge der "naturalistischen Revolte" (ebd.,
S.59) endgültig begraben.
Allerdings hat Holz, dessen Kunstgesetz "das
größtmögliche Ausschließen der Erzählersubjektivität zu implizieren
(scheint)" (Bullivant
1982, S.181), dieses "nur als ein Provisorium verstanden und die
Formulierung später geändert und durch andere Aussagen qualifiziert." (ebd.)
Dabei hat er offenbar keinen Anspruch mehr darauf erhoben, die Natur durch
Kunst exakt reproduzieren zu können. So könne man nicht nur das Temperament
des Erzählers unmöglich ganz und gar ausschließen. Dementsprechend geht auch
der von Kritikern vielfach gegen das "Kunstgesetz" erhobene Vorwurf, es gehe
von der Annahme einer restlosen und totalen Mimesis aus und dies könne am
"»Kunst« mit »Natur« völlig deckungsgleich werden [...] lassen"
(Mahal 31996,
S.173) an der Auffassung von Arno Holz vorbei. Was er mit seinem
"Kunstgesetz" formulierte, passte aber genau zu seinen Vorstellungen
literarischen Schaffens. Es setzte "den bewusst nüchternen Gegenpol zu
bisherigen 'weihevollen' Kunstdefinitionen"
(ebd.)
und verdeutlichte sein Verständnis von Literatur "als nicht mehr
musen-inspirierter, sondern szientifisch-objektivistischer Tätigkeit [...]
ebenso wie andere menschliche Tätigkeiten"
(ebd.)
eben auch.
Dementsprechend hat er
wohl auch, wie in der Prosaskizze ▪
Der erste
Schultag umgesetzt, deren Geschichte zum Teil aus der
Perspektive des Erzählers, zum Teil aus der des kleinen Jonathan und an
einigen Stellen auch aus der Perspektive mehrerer anderer Beteiligter
erzählt wird, überlegt, ob und inwieweit ein Kunstwerk die Perspektiven
aller Beteiligten verdeutlichen und reflektieren sollte. (vgl.
ebd., S.182)
Die ästhetische Theorie des Naturalismus zieht aus der
Forderung nach Wirklichkeitsnachahmung eine Reihe von ▪
Konsequenzen.
Die Tatsache, dass
den Naturalisten alles verdächtig war, was in der Literatur nach Intuition
und Fantasie, einem schöpferischen Umgang mit der Natur oder gar dem
künstlerischen Gestalten und Arrangieren einer fiktiven Wirklichkeit aussah,
schlug sich auch in einem typischen naturalistischen Stil, einem
(prototypischen) Epochenstil
(vgl. Sandig
22006, S.535), nieder.
Der naturalistische
Stil wurde dabei Ende des 19. Jh. oft auch als
impressionistisch bezeichnet. Dies entsprach der synonymen Verwendung
der beiden Nomen
Impressionismus und Naturalismus. Damit wurde auf "das neue Sehen
der »»impressionistischen Maler [...] als
Vervollkommnung eines wissenschaftlichen Sehens"
verwiesen, das "auch für die literarische
Darstellung fruchtbar" (Lothar)"
(Fick
2007, S.137) gemacht werden sollte.
Statt einer
artistisch und in ihren Augen völlig gekünstelt wirkenden poetischen
Sprache, die mit der in Wirklichkeit gesprochenen Sprache nichts zu tun
hatte – man denke in diesem Zusammenhang nur einmal an die Sprache eines
Dramas der ▪ Weimarer Klassik
(1786-1806) von ▪ Johann
Wolfgang von Goethe (1749-1832) (z. B. ▪
Egmont oder »Iphigenie
auf Tauris) oder von ▪
Friedrich Schiller (1759-1805) (z. B. ▪
Maria Stuart) –
nutzten deutsche Naturalisten wie z. B. »Gerhart Hauptmann
(1862-1942) oder
»Arno
Holz (1863-1929) und »Johannes
Schlaf (1862-1941) "die Umgangssprache, den Dialekt, den unvollständigen
oder gar fehlerhaftern Satz, um so Natürlichkeit zu erreichen und näher an
die Wirklichkeit zu gelangen." (Sandig
22006, S.535).
Auch die Auswahl
von Stoffen und Figuren ordnete sich dem literarischen Konzept unter. In der
damit verbundenen Ausweitung des
Themenspektrums betraten nun statt
edler und erhabener Figuren oder ▪ "schöner
Seelen" wie z. B. Maria Stuart in Schillers gleichnamigem Drama nunmehr Prostituierte, von Alkohol- und sonstigen Süchten gezeichnete
Gestalten, Geisteskranke und vor allem die unteren sozialen Schichten,
"deren Milieu außerhalb der bürgerlichen Welt lag"
(ebd.),
die Bühne der naturalistischen Literatur. Dabei richteten die Naturalisten
ihren Blick "keineswegs nur auf soziale Randbereiche" (Bunzel
22011, S.60), sondern "auch auf psychische
Begleiterscheinungen der bürgerlichen Gesellschaft." (ebd.)
Zur Sprache gebracht werden "mentale und emotionale Phänomene wie
Statusdenken, Leistungsdruck, Sozialneid, Versagens- und Abstiegsängste" (ebd.)
und damit "ein ganzer Verhaltenshabitus, der das Ineinandergreifen
biologischer Prägefaktoren und sozialer Nomen bezogen auf Körper und Psyche
eines einzelnen erkennbar macht." (ebd.)
Die Sprachmittel dieses
Stils sind die des ▪
sinnlichen Stils. In der Stilbeschreibung poetischer/literarischer Texte durch ▪
Wilhelm Schneider (1885-1979)
dienen sie dazu, diesen ▪
Ausdruckswert als
makrostilistisches
Textzeichen bzw. Stilzug zu markieren. Dazu zählen u. a.
Konsequenter Naturalismus von Arno Holz und Johannes Schlaf
Prototypen (vgl.
Sandig
22006, S.535f.) für den naturalistischen Stil in
einer besonderen Form sind die ▪
Erzählungen
von Arno Holz (1863-1929) und Johannes Schlaf (1862-1941),
die die beiden später heftig zerstrittenen Autoren unter dem gemeinsamem Pseudonym Bjarne P. Holmsen
verfassten und in dem dreiteiligen Erzählband »Papa
Hamlet (1889)
veröffentlicht haben: Erzählungen ▪
Ein
Tod, ▪ Papa Hamlet
und ▪ Der erste
Schultag. Eine ganz besondere Bedeutung spielt dabei auch die 1890
veröffentlichte "Berliner Studie" ▪
Die papierne Passion (»google
books) dar, ein Werk, das alle bis dahin von den Autoren praktizierten
Erzählverfahren noch einmal radikalisiert hat. (vgl.
Stöckmann 2011,
S.167) Alle diese Texte zählen zu den Werken, die
unter dem Begriff des "konsequenten Naturalismus" beschrieben
werden. Dabei richtete sich das Interesse von Arno Holz und Johannes
Schlaf nicht nur auf die die neuen Themen, die in der Literatur des
Naturalismus zur Sprache kamen, sondern vor allem auf Fragen der
sprachlich-stilistischen Gestaltung der Texte, den "stilistisch
– nicht stofflich – 'konsequenten Naturalismus'" (Mahal
31996, S.214), bei dem es Kern
darum geht, "mit einem ausgefeilten
Instrumentarium exaktheits- und totalitätsbemühter Reproduktion, mit einer
nahezu perfekten Mimesis Realität, 'Natur' 'wieder'" zu zeigen. (ebd.).
Prototypische
Stile, zu denen
literarische Autor- oder
Epochenstile,
Individualstile
und auffällige soziale Stile gehören (ebd.,
S.535) zeichnen sich dadurch aus, "dass ihre Merkmalsbündel zusammen mit
neutralen Elementen eine charakteristische Kombination stilistisch
markierter Elemente enthält." (ebd.)
Dabei gehört ist das, was die beiden Autoren Holz und Schlaf in ihren
Prosafragmenten, die für sie selbst keine "abgerundete(n) Kunstwerke",
sondern nur "»Studien« zu solchen waren" (zit. n.
Bunzel 22011,
S.60), niederschrieben, zu dem, was man gemeinhin den im internationalen
Vergleich als Sonderweg dastehenden "konsequenten
Naturalismus" nennt, der mit seinen Experimenten mit Sprache und Form
ästhetisches Neuland betrat, die vor allem "einen veränderten literarischen
Fiktionsmodus erzeugt". (Bunzel
22011, S.62) Dabei löst sich "die Narration vom Zwang
fortschreitender Mitteilung und nähert sich der Zustandsschilderung an. Das
Sprachmaterial bleibt zwar noch im Dienst der Beschreibung, doch
verselbständigt es sich gewissermaßen unter der Hand, weil es nurmehr dem
Gebot der Mimesis, aber nicht mehr Zwecken narrativer Ökonomie gehorcht." (ebd.,
S.62f.)
Dass eine solche literarische Darstellungsweise, "die so naturgetreu wie
möglich Wirklichkeit wiedergeben sollte" (Schulz
1973, S.19), auch in der literarischen Öffentlichkeit aneckte, versteht
sich. So machte man Holz und Schlaf den Vorwurf, für sie sei die Kunst
nichts mehr als "photographische und phonographische Kopie des Äußeren". (ebd.)
Was die Kritiker moniert haben, zeigt sich z. B. besonders deutlich daran, dass die
Zeichensetzung als
Ausdrucksmittel ein erhebliches Gewicht bekommt. Wenn die individuellen
Artikulationsbesonderheiten einer Figur dargestellt werden, geschieht dies
nicht nur durch die Wiedergabe ihres Sprechens im Dialekt oder Soziolekt,
sondern auch dadurch, dass die Interpunktion verdeutlicht, ob sie beim Reden
ins Stocken gerät oder eine Pause macht. Mit unterschiedlichen
Interpunktionszeichen wie z. B. Auslassungspunkten, Frage- und
Ausrufezeichen, aber vor allem auch dem Gedankenstrich wird die
Zeichensetzung zu einem wichtigen Träger von Bedeutung. Dabei spielt bei
dieser Semantisierung der
Interpunktion der Gedankenstrich eine ganz zentrale Rolle und hat
zeitgenössische Kritiker dazu veranlasst, abfällig von "Taubstummenpoesie"
(vgl. Berg 1896, S.375-380, zit. n.
Bunzel 22011,
S.63)) zu sprechen oder das Ganze als wenig gehaltvolle
"Interjektionspoesie" (Tägliche Rundschau
13, 1893, Unterhaltungsbeilage, 308, zit. n.
Bunzel 22011,
S.63) abzutun. Die zeitgenössischen Kritiker besaßen offenkundig kein
Verständnis für die von »Arno
Holz (1863-1929) und »Johannes
Schlaf (1862-1941) konzipierte ▪ "photo-phonographische Methode", die sich durch
den Verzicht auf "den über eine zwischengeschaltete Erzählinstanz
wiedergegebenen Gesprächsbericht oder die Beschreibung von Gestik und Mimik"
auszeichnete. Sie setzte stattdessen auf "die protokollarische Wiedergabe ihrer
Verlautbarungen" (Bunzel
22011, S.64), mit
ihrem Dialekt und Soziolekt, mit ihren spezifischen Sprechgeschwindigkeiten
und ihrer jeweils besonderen Art sie zu artikulieren und zu phrasieren.
Und
darüber hinaus wurden sogar noch ihre möglichen ▪
körpersprachlichen
Ausdruckformen in ▪
Gesten, ▪
Mimik,
▪
Körperhaltungen und -bewegung berücksichtigt.
Und die zeitgenössischen Kritiker? Sie ließen nicht ab, solche Verfahren in
Bausch und Bogen zu verdammen; "Breite, Langeweile, eine minuziöse
Genauigkeit, die keinen Sinn zu haben scheint" (Schulz
1973, S.20) eben alles, was »Adalbert
von Hanstein (1861-1904) (1900) als
Sekundenstil
bezeichnet hat. Die Topoi dieser immer wieder wiederholten Kritik waren
stets die gleichen: "die Vertreter dieser Epoche hätten nur Oberfläche
gegeben und nicht mehr: bloße Draufsicht, pure Photophonographie, kurzum:
Ergebnisse der Sehweise von Kurzsichtigen." (Mahal
31996, S.180)
Sie verkannten und ignorierten, worum es den Vertretern des konsequenten
Naturalismus ging: Ihr "Ziel war nicht Statik, Beschreibung, Kopie, sondern
Verstehen menschlicher Existenz in ihrer vielfältigen Bedingtheit durch
Erbfaktoren und gesellschaftliche Position". (Bunzel
22011, S.64))
Allerdings wurde die Art und Weise, wie der Naturalismus dies umzusetzen
versuchte, insbesondere von marxistischen Kultur- und Literaturhistorikern
als "bürgerliche Dekadenz" gebrandmarkt: "Von »Friedrich
Engels [1820-1895] Verdikt über die »deklassierte(n) Bourgeois« (27.
VIII. 1890 an P. Lafargue) und »Franz
Mehrings [1846-1919] »Dekadentenschule« (Kunst und Proletariat, 1898)
führt der Weg zu »Bertolt
Brechts [ 1898-1956] harschem Urteil:" (Scheuer
1974, S.7)
»Der Naturalismus
offenbart schon in seinem Namen seine naiven, verbrecherischen
Instinkte. Das Wort Naturalismus ist selber schon ein Verbrechen. Die
bei uns bestehenden Verhältnisse zwischen den Menschen als natürliche
hinzustellen, wobei der Mensch ein Stück Natur, also als unfähig, diese
Verhältnisse zu ändern, betrachtet wird, ist ebenso verbrecherisch. Eine
ganz bestimmte Schicht versucht hier unter dem Deckmantel des Mitleides
mit den Benachteligten die Benachteiligung als natürliche Kategorie
menschlicher Schicksale zu sichern.«" (Bert Brecht, Über die Verwertung
der theatralischen Grundelemente, in: B. B., Gesammelte Werke in acht
Bänden, Bd. 7, Frankfurt/M. 1967, S.207, zit. n.
Scheuer 1974,
S.7)"
Was Bertolt Brecht
kritisiert, hat Franz Mehring weniger drastisch, aber ebenso auf der
Grundlage seiner tiefen Überzeugung vom historischen Verfall des
Kapitalismus und der emanzipativen Mission des Proletariats als "tief
pessimistische" Haltung der modernen Kunst bezeichnet, die "keinen Ausweg
aus dem Elend (kennt), das sie mit Vorliebe schildert. [...] sie ist
durchaus pessimistisch in dem Sinne, dass sie im Elend der Gegenwart nur das
Elend sieht. Was ihr vollständig fehlt, ist jenes freudige Kampfelement, das
dem klassenbewussten Proletariat das Leben des Lebens ist." (Mehring,
Kunst und Proletariat, 1896, S.130)
Selbst wenn die Naturalisten
"programmatisch auf eine Idealisierung der 'Schattenseiten' des Kapitalismus
verzichten – oder gerade deshalb – gelten sie Mehring als typischer Ausdruck
der Abstiegsphase des Bürgertums. [...] Gelänge es dem Naturalismus
nicht, sich auf das Zentrum der Geschichte, den proletarischen
Emanzipationskampf zuzubewegen, 'würde er allerdings den unaufhaltsamen
Verfall von Kunst und Literatur einleiten, so würden seine Bekenner [...]
'Dekadenzjünglinge, Fäulnispiraten, Verfallsschnüffler' werden. die 'sich
mit der Syphilis brüsten, um ihre Mannheit zu beweisen'. Ist die ganze
Gesellschaft verfallen, so ist es die Kunst, die nur um diesen Verfall
herumzugrinsen weiß, erst recht." (Franz Mehring, Der heutige Naturalismus,
in: Mehring 1961, Bd.11, S.133,
Bogdal 2013,S.114)
▪
Arno Holz und
Johannes Schlaf: Die papierne Passion (1890)
▪Aspekte
der Erzähltextanalyse
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Die Radikalisierung des Erzählverfahrens
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
06.11.2022
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