Ein Riesenschritt für das Ganze
Wer der Schreibstrategie "Einen Text-zu-einer-Idee-Scheiben" folgt,
verwendet eine Strategie eines großen Schrittes.
Sie ähnelt in seiner
linearen, nicht-rekursiven Ausführung der Strategie dem
Schreiben in einem Zug, die in
gewisser Hinsicht auch als Grundlage für das Einen-Text-zu-einer-Idee-Schreiben gelten kann. Andererseits
ist es
doch mehr als das "Drauflosschreiben", vielleicht besser ausgedrückt:
mehr als das
Aus-dem-Bauch-Schreiben beim Schreiben in einem Zug. Denn
während bei diesem nicht-zerlegenden Schreiben spontane Ideen weitgehend
planlos niedergeschrieben werden, sich der Schreiber vollständig einem
einmal in Gang gekommenen Schreibfluss überlässt, ist dies beim "Einen-Text-zu-einer-Idee-Schreiben"
doch anders.
Einer Ausgangsidee folgen
Der Schreiber geht beim Schreiben dabei von einer
Ausgangsidee aus, die meistens von einer übergreifenden Perspektive
auf ein Thema gekennzeichnet ist.
Die Ausgangsidee folgt er und aktualisiert beim Schreiben im
Schreibprozess
vorhandenes Wissen aktualisieren und läaat es quasi 1: 1 in den
Schreibprozess einfließen. Von diesem Grundprinzip abgeleitet
kann man einen Schreiber dieser Art als einen
Einzigtextschreiber oder eben auch als einen
Einen-Text-zu-einer-Idee-Schreiber bezeichnen.
Schreiben im Flow
Das Schreibprodukt, das dabei geschaffen wird, basiert auf einem flow-gesteuerten Gestaltungsprozess, bei dem der jeweils zuvor
geschriebene Satz einen wichtigen Impuls für den nachfolgenden
darstellt.
Dieses Prinzip der Satzverhakung
treibt das Schreiben ebenso
voran wie die übergreifende Leitidee.
Dabei wird im Allgemeinen vorhandenes Wissen niedergeschrieben, das im
Schreibprozess kaum umstrukturiert wird.
Es ist so "die Grundform des Wissen-wiedergebenden-Schreibens" (Becker-Mrotzek/Böttcher
2011, S. 35) und ähnelt der von
Bereiter/Scardamalia (1987) "knowledge
telling" genannten Schreibstrategie.
Bei dieser Schreibstrategie wird alles so "zu Papier gebracht", wie es im
Bewusstsein beim Erinnern repräsentiert ist. Der Text ist, wie
Ortner (2000,
S. 399ff.) formuliert, eine "unantastbare Entäußerung", an der es nichts
zu verändern gibt.
Was formuliert ist, ist formuliert und entspricht
eben auch so dem, was man darüber denkt. Genau dies macht diese
Strategie aber auch für die Darstellung komplexer und schwieriger
Zusammenhänge ungeeignet.
Die erste Schreibstrategie, die in der Schule beigebracht wird
Diese Schreibstrategie zählt unter
entwicklungspsychologischer Sicht zu den frühen Formen des
Schreibens.
Sie hat daher daher auch lange die Aufsatzdidaktik in der
Primarstufe und in den ersten Klassen der Sekundarstufe bis etwa zur
achten Klasse bestimmt ( (Becker-Mrotzek/Böttcher
2011, S. 35), z. B.
bei bestimmten Formen des
Erzählens (z. B. Erlebniserzählung,
Nacherzählung etc.)
Sie ist im Allgemeinen die erste
Schreibstrategie, die Schülern in der Schule beigebracht wird und gilt
gemeinhin als die Strategie zur Abfassung eines traditionellen
Schulaufsatzes.
Auch eine Schreibstrategie für das kreative Schreiben
Allerdings ist diese Schreibstrategie nicht untrennbar mit einem
derartigen Entwicklungsmodell verknüpft.
Auch bei personal-kreativen Schreibformen (Kreatives
Schreiben,
Produktive
Textarbeit) ist die Anwendung dieser Schreibstrategie naheliegend.
Das gilt - mit Einschränkungen - dementsprechend auch für Aufgaben der
so genannten
Gestaltenden Interpretation.
Immerhin betont auch
Ortner (2000,
S. 399), dass trotz fehlenden Reflektierens und Neu-Strukturierens im
Schreibprozess man damit "in Wissensräume vordringen" (kann), die eben
sonst nicht ohne Weiteres zugänglich sind.
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
10.07.2020
|