Um die
Charakterisierung der Figuren in
Ilse Aichingers
Kurzgeschichte
»Das Fenstertheater«
im Rahmen einer
literarischen Charakteristik zu analysieren,
sollte man die dafür nötigen
Arbeitsschritte sorgfältig
durchführen.
Diese Arbeitsschritte sind:
1. Die Erschließung des Themas im Rahmen der literarischen
Charakteristik
Eine literarische Charakteristik kann im Zusammenhang mit der
Geschichte "Das Fenstertheater" von Ilse Aichinger auf verschiedene Art
und Weise gefordert sein, wie dies in ▪
verschieden Themenstellungen zum Ausdruck kommt. Eine könnte
lauten:
Der erste und der zweite Arbeitsschritt stehen im Zeichen der
Frage "Was
schreibe ich? (Inhaltliche Kompetenz).
Im Rahmen des ersten Arbeitsschrittes, der
▪
Erschließung des Themas
ist herauszuarbeiten, was bei der Bearbeitung verlangt ist. Zugleich muss
der Text
▪
inhaltlich erfasst werden.
Dazu muss der Text
▪
intensiv gelesen werden, müssen
▪
wichtige und auffällige Textstellen markiert und hervorgehoben werden
und der Text ggf. in einer Grobgliederung
▪
in Sinnabschnitte eingeteilt
werden.
2. Stoffsammlung
Für die Einzelcharakteristik der Frau muss
man sich bei der Stoffsammlung auf die Textstellen konzentrieren, die
etwas über die Handlungen und die Handlungsmotive der Frau im Text
aussagen und sie damit charakterisieren.
Dabei müssen sowohl Textstellen
herangezogen werden, die direkt etwas über den Charakter der Frau aussagen
(= ▪ direktes Charakterisieren),
als auch diejenigen, von denen man auf den Charakter der Frau schließen
kann (=
▪
indirektes Charakterisieren).
Am besten markiert man diese Textstellen jeweils mit einer besonderen Farbe.
3. Stoffordnung
Der dritte und der vierte
Arbeitsschritt stehen im Zeichen der Frage
"Wie baue ich den Text auf? (Strukturierungskompetenz)
Die gefundenen und markierten Textstellen werden nun in einem weiteren
Arbeitsschritt nach der Art ihrer Informationen geordnet. Dabei kann eine
Tabelle hilfreich sein, die mit geeigneten W-Fragen arbeitet, die zu
relevanten Aspekten der Figurencharakterisierung formuliert werden.
Zudem muss man sich Gedanken
darüber machen, inwiefern bestimmte Charaktereigenschaften Ausdruck
von gesellschaftlichen Einflüssen sind bzw. sein können,
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Mit der nachfolgenden Tabelle ließe sich im Anschluss an das Markieren der
Textstellen die Stoffordnung, d. h. die Ordnung der Informationen über die
Frau nach übergeordneten Gesichtspunkten, mit Hilfe der
▪
W-Fragen-Methode
durchführen. Dazu werden Textstellen entweder ganz oder auszugsweise unter
Angabe ihres Fundorts in die Tabelle übertragen.
W-Fragen |
Textbelege mit Seiten- und/oder Zeilenangabe |
Was erfährt
man über die äußere Erscheinung der Frau? |
|
Was erfährt
man über ihr Verhalten? |
|
Was erfährt
man über ihre soziale Lage? |
|
Welche
Einstellungen und Normvorstellungen sind bei ihr zu erkennen?
|
|
Alternativ lässt sich diese
Stoffordnung auch mit Hilfe eines
▪
Mind Maps nach folgendem
Muster durchführen. In diesem Fall werden die im Text gegebenen
Informationen in Kurzform mit Seiten- und/oder Zeilenangabe als weitere
Äste an das vorhandene Mind Map angefügt.
4. Arbeitsgliederung
Was
bei der Stoffsammlung zusammengetragen und bei der Stoffordnung
geordnet worden ist, wird im vierten Arbeitsschritt in eine
bestimmte Reihenfolge gebracht und als Arbeitsgliederung gestaltet.
Die Form der Arbeitsgliederung
hängt dabei auch von der Form der literarischen Charakteristik ab
(Einzel-, Gruppen-, Typen- oder vergleichende Charakteristik)
handelt.
Die obige mehrteilige
Arbeitsanweisung hat eine ▪
Einzelcharakteristik
als Kernaufgabe.
Für die Reihenfolge der Gesichtspunkte in der Arbeitsgliederung
bieten sich die Eigenschaften und Merkmale an, die eine literarische
Figur charakterisieren können. Dabei kann man sich auf das obige
Mind Map stützen.
Eine Gliederung, die mit den in Klammer gesetzten Detailangaben nach
Bedarf untergliedert werden kann, zeigt das nachfolgende variabel zu
verwendende Beispiel.
A. Einleitung:
Kurzinformationen über Autor, Titel, Textart - Kurzinhalt des Textes
B. Hauptteil: Wie
wird die Figur im Text charakterisiert?
-
Beschreibungen der äußeren Erscheinung (Geschlecht, Alter, Körperbau,
Aussehen, Kleidung …)
-
Erzähltes äußeres Verhalten (Verhaltensweisen, Gewohnheiten, Eigenarten,
Statussymbole, Sprache und Sprechweise …)
-
Erzählte psychische Dispositionen und davon bestimmtes Handeln
(Gedanken, Gefühle, Einstellungen, Interessen, Denkweisen, Ideologien,
unbewusste Verhaltensweisen, Problembewusstsein, Wertorientierungen,
individueller Horizont)
-
Gesellschaftliche Bedingtheit der erzählten Charaktereigenschaften der
Figur
-
Analyse der verwendeten ▪
Erzähltechniken zur Charakterisierung der Figur im Text im
Funktionszusammenhang mit den dargestellten Aspekten der
Charakterisierung.
C. Schluss
|
Die Arbeitsschritte 5 - 7 stehen im Zeichen der Frage
"Wie formuliere und überarbeite ich? (Formulierungskompetenz).
Ob und wenn ja, in welcher Form bei der Bewältigung der
Schreibaufgabe Konzeptfassung vollständig oder nur in Teilen
geschrieben wird, hängt von vielen Faktoren ab.
Handelt es sich bei der produktorientierten Schreibaufgabe um
eine
Übungsaufgabe ist in jedem Fall das Schreiben eines (Teil-)Entwurfs
angeraten, zumal im davon gekennzeichneten
Übungsraumsetting auch
Feedback-Möglichkeiten
durch die Lehrkraft oder Mitschüler/-innen (Peer-Feedback)
möglich sind. Im Entwurf sollte auch der nötige
Textbezug
hergestellt werden, in dem die Aussagen
belegt werden.
▪
Was
versteht man unter
Textbezug?
▪
Wie
funktioniert das eigentlich mit einem korrekten Textbeleg?
▪
Zitieren
▪
Die
wichtigsten Regeln
Bei Klassenarbeiten und
Klausuren im
Leistungsraum (Leistungsaufgaben)
ist dagegen das Zeitfenster für das Bewältigen der Schreibaufgabe
meistens so eingeschränkt, dass das aufwändige
Schritt-für-Schritt-Schreiben
nach dem hier vorgestellten
▪ Sieben-Schritte-Modell nicht
möglich ist. Dem Zeitdruck fallen dabei meistens die Arbeitschritte
5 (Entwurfsfassung schreiben) und 6 (Die Entwurfsfassung
überarbeiten) zum Opfer.
Auch das ▪
Überarbeiten des eigenen Textes will gelernt sein. Wenn man
Feedback erhalten
hat, kann man entscheiden, ob und wie man dies bei seiner
Überarbeitung berücksichtigen will.
Dabei kann sich das Überarbeiten der Entwurfsfassung auf alle
möglichen Aspekte beziehen.
Hier soll der Text planvoll überarbeitet werden. Das bedeutet,
dass der Text nicht als Ganzes oder in bestimmten Teilen "über den
Haufen geworfen wird" oder nur kleine unsystematische
"Schönheitsreparaturen" vorgenommen werden (▪
Strategie des Entdeckens und Neuschreibens). Bei der ▪
Strategie des planvollen Untersuchens und Überarbeitens muss man
dagegen
-
erkennen, was
überhaupt überarbeitet werden sollte (identifizieren)
-
überlegen, um
welches Schreibproblem es sich dabei handelt und sich
Gedanken darüber machen, wie man es lösen könnte (diagnostizieren)
-
anwenden, was
einem nach der Prüfung verschiedener Möglichkeiten als das
am besten Geeignete erscheint (revidieren)
7. Niederschrift der literarischen
Charakteristik
Am Ende wird die
überarbeite Fassung der literarischen Charakteristik
niedergeschrieben.
Arbeitsanregung
zur Arbeit mit der Tabelle
▪
Baustein: Schritt für Schritt zur literarischen Charakteristik:
Arbeitsschritte beim Schreiben jede/r für sich allein
(produktorientiertes Schreiben)
▪
Was
versteht man unter
Textbezug?
▪
Wie
funktioniert das eigentlich mit einem korrekten Textbeleg?
▪
Zitieren
▪
Die
wichtigsten Regeln
▪
Figurengestaltung in erzählenden texten
▪
Figurenkonzeption
▪
Figurenkonstellation
▪
Figurencharakterisierung