»YouTube-Video:
Systeme des Langzeitgedächtnisses (7:37)
(Hans Joachim Markowitsch)
Bei der struktur-
oder systemorientierten
Betrachtungsweise des ▪
Gedächtnisses, bei der im
Gegensatz zur ▪ prozessorientierten (prozeduralistischen) Betrachtung
mnemonischer Prozesse ( gr. mneme = Gedächtnis) bestimmte ▪
Arten von Gedächtnissen im
Mittelpunkt stehen, unterscheidet man auch im Bereich des
▪ Langzeitgedächtnisses verschiedene Gedächtnissysteme mit
unterschiedlichen Funktionen. Dabei werden je nach Ansatz auch
verschiedene Arten des Gedächtnisses zu den Systemen des
Langzeitgedächtnisses gezählt.
Das
Langzeitgedächtnis (LZG) steht dabei für den Bereich, in dem
Informationen nach ihrer kognitiven Verarbeitung (Enkodierung)
dauerhaft gespeichert werden (Retention und Konsolidierung) und die,
wenn man einen dafür geeigneten (Abruf-)Schlüssel hat, auch wieder
abgerufen werden können.
Dabei ist das Langzeitgedächtnis trotz seiner
unterschiedlichen Funktion von den Prozessen, die im
▪ Kurzzeitgedächtnis oder ▪
Arbeitsgedächtnis ablaufen, aber keineswegs vollständig getrennt,
sondern nimmt auch darauf Einfluss.
Es macht ohnehin bei
der Betrachtung von Gedächtnisprozessen keinen Sinn, die
verschiedenen Gedächtnissysteme als unabhängig von einander
operierend zu verstehen. Meistens kommt es nämlich zu Interaktionen
zwischen ihnen.
Im Gegensatz
zum sog. ▪ Kurzzeitgedächtnis verfügt das Langzeitgedächtnis über eine
unbegrenzte Kapazität.
Deklarative und
non-deklarative Gedächtnissysteme
In unserem
Langzeitgedächtnis gibt es verschiedene Gedächtnissysteme.
Inzwischen ist dies nicht mehr nur eine hypothetische Annahme,
sondern stützt sich auch auf verschiedene neurologische Studien, die
zeigen konnten, dass es zwei große getrennte Gedächtnissysteme gibt,
die wenn sie genutzt werden, unterschiedliche kortikale Areale in
unserem ▪
Gehirn
» aktivieren (vgl.
Gruber 22018,
S.53, vgl.
Anderson 72013, S.159). So liegen dieser Unterteilung, so weit man dies heute weiß,
auch "biologisch verankerte Unterschiede zugrunde" (Wentura/Frings 2013,
S.121). Aber auch wenn es solche
"hirnstrukturelle(n) Korrespondenzen" (ebd.,
S.122) zur Theorie gibt, ist damit noch immer nicht genau bekannt ist, wo z. B.
Erinnerungen (recollection) im Gehirn gespeichert sind.
Die beiden
Gedächtnissysteme im Langzeitgedächtnis sind: Das
deklarative Gedächtnis (declarative memory) und
das
non-deklarative Gedächtnis (nondeclarative memory) , mit ihren jeweiligen verschiedenen
untergeordneten Systemen. Beide Systeme unterstützen verschiedene
Arten von Gedächtnisprozessen. (vgl.
Squire 1987)
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-
Die ▪
deklarativen
Gedächtnissysteme (▪
semantisches und ▪
episodisches Gedächtnis) tun dies für explizite Gedächtnisprozesse, die
uns bewusst sind oder die wir uns bewusst machen können und die
wir im Allgemeinen auch sprachlich beschreiben können (=
deklarieren). Deshalb spricht man in diesem Zusammenhang auch
vom expliziten Gedächtnis.
-
Die
▪ non-deklarativen Gedächtnissysteme
(▪ prozedurales, ▪
perzeptuelles und das sog.
▪ Priming-Gedächtnis) arbeiten im Verborgen, quasi
automatisch, und unterstützen damit implizite
Gedächtnisprozesse. (vgl.
Gruber 22018, S.53)
Daher nennt man diese Systeme auch das
implizite Gedächtnis. Zu diesem werden, je nach Ansatz auch
ein Gedächtnis für Konditionierung und ein nichtassoziatives
Gedächtnis, das Habituation und Sensibilisierung umfasst,
gezählt. (vgl.
Anderson
72013, S.159, im Anschluss an
Squire 1987).
Bei Lernprozessen, die oft vom Erwerb von deklarativem Wissen
ausgehen, kann es durch längere Übung schwierig sein, das
erworbene Wissen wieder sprachlich zu beschreiben, das explizite
Wissen wird ist dann in implizites Wissen transformiert worden.
»YouTube-Video:
Systeme des Langzeitgedächtnisses (7:37)
(Hans Joachim Markowitsch)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023
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