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Perzeptuelles Gedächtnis
▪ Perzeptuelle Symbolsysteme
Wer Fernsehen schaut
oder Radio hört, macht bei Werbespots immer wieder die Erfahrung,
dass bestimmte Spots zum Teil mit ganz unterschiedlicher Länge in
vergleichsweise kurzem Abstand hintereinander für dasselbe werben.
Dabei erscheint ist es es häufig so, dass dafür verkürzte
Sequenzen eingesetzt werden. Dabei soll die erste gezeigte oder zu
hörende Sequenz, der sogenannte Prime den Weg bahnen dafür, dass wir
dem nachfolgenden Reiz (probe) eine höhere Aufmerksamkeit zuteil
werden lassen. Die Werbestrategen wissen beim Einsatz dieses
Wiederholungs-Primings genau, dass ihnen in der kurzen
Werbeunterbrechung nicht viel Zeit bleibt, um einen Zuschauer, der
gerade gebannt verfolgt hat, wie der Mörder im Krimininalfilm
gefasst wird, und sich ohnehin über die zwischengeschaltete Werbung
nicht gerade freut, davon ab- und auf ihre Werbebotschaft
hinzulenken. Und für diese "Bahnung" sorgen hier die sogenannten
Priming-Effekte. Dementsprechend kann Priming auf den Punkt gebracht werden
als die "Verbesserung der perzeptuellen
Wiedererkennungsleistung" (
Anderson
72013, S.158)
So tragen Priming-Effekte
z. B. dazu bei, dass wir bestimmte perzeptuelle Informationen beim
Wiedererkennen von Wörtern heranziehen. (vgl.
ebd.,
S.159) Neben diesen drei
grundlegenden Gedächtnisarten gibt es aber auch ein Gedächtnis, dass
als Priming (Bahnung, Prägung) bezeichnet werden kann.
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Typische Beispiele
für Priming sind z. B. die sogenannten
perzeptuellen
Priming-Aufgaben als Wort- oder Bildfragmenttest, die mit
Versuchspersonen durchgeführt werden, von deren Prinzip und
Wirkungsweise aber auch in gängigen Ratespielen in den Medien
Gebrauch gemacht wird. Mit solchen Aufgaben wird auch die
Funktionsweise des ▪ visuellen
perzeptuellen Gedächtnissystem (PRS) erforscht.
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Bei
Wortfragmenttests bekommt man
es mit Aufgaben zu tun, die mit der Ergänzung von Wortfragmenten
zu tun haben. Eine typische Aufgabe dafür könnte wie folgt
lauten:" Ergänzen Sie das folgende Wortfragment »W_ _t"
«so, dass daraus ein sinnvolles Wort entsteht." Die meisten
Versuchsteilnehmer.
Natürlich hat man die Wahl:
Welt,
Wert oder
Wort,
z. B. Allerdings entscheiden sich die Probanden in der Regel für
Wort.
Warum? Weil dieser Variante mit der Aufgabenstellung der
Wortergänzung mit den Begriffen "Wortfragment" und "Wort" schon
die Bahn für diese Wortergänzung frei gemacht wurde. Solche
Effekte werden als
perzeptuelles Priming bezeichnet.
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Ähnlich
verhält sich das auch mit Bildfragmenttests, dessen Prinzip in der nachfolgenden
Darstellung vereinfacht dargestellt ist.
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Wenn
Versuchspersonen z. B. statt des kompletten scharfen Umrisses
eines Objektes nur eine verschwommene Version angeboten wird,
können sie dieses Objekt schneller erkennen bzw. mit den
fehlenden Bildinformationen ergänzen, wenn sie schon einmal
zuvor die Komplettversion des "Lückenbildes" zu sehen bekommen
haben. (vgl. Gruber
22018, S.51).
Der dabei zu
beobachtete Priming-Effekt wird als
schnelles perzeptuelles
Lernen bezeichnet.
Semantisches Priming findet
statt, wenn zwischen zwei Wörtern eine semantische Relation besteht,
die dazu führt, dass das nachfolgende Wort aufgrund der Bahnung
durch das vorangehende schneller in seiner Bedeutung erkannt wird.
Erklärt werden die
(semantischen) Priming-Effekte u. a. durch das Modell der sich
ausbreitenden Aktivierung, wie sie auch dem ▪
Netzwerkwerkmodell von Collins und
Loftus (1975) zugrundeliegt. Bezogen auf das semantische Priming
bedeutet dies, dass bei der
Aktivierung eines Knotens benachbarte Knoten koaktiviert werden
und zwar je näher sie beim ursprünglich aktivierten Knoten liegen,
um so stärker. Wird nun ein anderer Knoten aktiviert, ist er dadurch
schon voraktiviert und kann schneller abgerufen werden. Wenn der
Knoten Kanarienvogel aktiviert wird, dann werden andere Knoten wie
Spatz oder gelb schon koaktiviert und das Wort Spatz ist dann schon
voraktiviert, wenn der Knoten selbst aktiviert wird. (vgl.
Gruber
22018, S.58f.).
Das
affektive Priming nutzt die
emotional positive oder negative Besetzung des Primes aus, um diese
auch für den nachfolgenden Reiz in dieser Weise zu bahnen.
Das
subliminale Priming, von dem
immer wieder im Zusammenhang mit der sogenannten unterschwelligen
Werbung die Rede ist, bei der ein Reiz so kurz, lediglich
Millisekunden lang, dargeboten wird, dass er nicht bewusst
wahrgenommen werden kann, soll Kundendinnen* so zum Kauf von
Produkten animieren.
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Perzeptuelles Gedächtnis
▪ Perzeptuelle Symbolsysteme
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
17.12.2023