Bei der
struktur- bzw. systemorientierten Betrachtungsweise des ▪
Langzeitgedächtnisses geht man
inzwischen davon aus, dass es darin zwei verschiedene
Gedächtnissysteme gibt, deren Arbeit sich auch in unterschiedlichen
kortikalen Arealen in unserem ▪
Gehirn
nachweisen lassen. (vgl.
Squire 1987,
vgl.
Anderson 72013, S.159, vgl.
Wentura/Frings 2013,
S.121f., vgl. Gruber 22018,
S.53)
Neben den ▪
deklarativen Gedächtnissystemen
(▪ semantisches und ▪
episodisches Gedächtnis) sind
dies die ▪
non-deklarativen Gedächtnissysteme (▪
prozedurales, ▪
perzeptuelles und ▪
Priming-Gedächtnis)
(non-declarative memory).
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Die non-deklarativen
Gedächtnissysteme unterstützen Gedächtnisprozesse, die uns in der Regel
nicht bewusst und die wir meistens nicht oder nur unter
Schwierigkeiten sprachlich beschreiben (= deklarieren) können. Aus
diesem Grund spricht man bei diesem Gedächtnis im Gegensatz zum
expliziten Gedächtnis, das die deklarativen Gedächtnisssysteme
bilden, hier vom
impliziten Gedächtnis. Was es
leistet, geschieht also eher im Verborgenen geschieht und bleibt uns
unbewusst. (vgl.
Gruber
22018, S.53)
Dessen ungeachtet ist das, was im deklarativen Gedächtnis
gespeichert ist, "gegenüber
einem zeitlichen Zerfall (...) äußerst robust" (ebd., S.52)
Zu den
non-deklarativen Gedächtnissystemen werden je
nach Ansatz eine unterschiedliche Anzahl von Gedächtnissen gezählt.
In seiner einfachsten Form besteht es nur aus dem prozeduralen
Gedächtnis. Meistens kommen aber zwei weitere Gedächtnissysteme
hinzu: Das
▪
perzeptuelle
Gedächtnis und das sogenannte ▪
Priming-System. Und wer will
kann auch noch ein Gedächtnis für Konditionierung und eines für
Habituation hinzuzählen.
Hier beschränken wir
uns auf das prozedurale Gedächtnis. das perzeptuelle Gedächtnis und
das Priming-System. Alle drei
Gedächtnissystemen eint, dass ihre Inhalte, auch wenn sie unser
Leben ganz entscheidend mitbestimmen, uns im Allgemeinen nicht
bewusst sind und wir nur mit Mühe verbalisieren können, was sie
ausmacht. So können wir als normale Sprachgebraucherinnen* ohne
eigentlich zu wissen, warum und nach welchen Regeln wir das tun, z.
B. die richtige Form des Partizip Perfekt bei verschiedenen
deutschen Verben bilden, oder wissen Sie wirklich, warum man "ich
habe ge-sungen", aber nicht "ich bin ge-spaziert" sagt? Wir machen
es aber gewöhnlich schon richtig, auch wenn wir die grammatische
Regel nicht wissen. Das Ganze geschieht daher implizit und im Grunde
genommen automatisch wie bei allen non-deklarativen
Gedächtnisinhalten. (vgl.
Gruber
22018, S.40)