(engl. focalization = Scharfeinstellung); ähnlich:
Perspektive,
point of view; 1)
in der neueren
Erzähltheorie von »Gérard
Genette (1930-2018) (1972,
dt. 1994)
neben der Distanz Kategorie des
Modus einer
Erzählung,
die sich auf die Frage bezieht: Aus welcher Sicht wird erzählt?; als
"Blickwinkel" (points de vue, Genette,
2. Aufl., 1998,
S.114, 132) reguliert die F. wie die mehr oder weniger große Distanz
des Erzählers den Informationsfluss einer Erzählung; die Distanz
reguliert, ob ein Geschehen "mehr oder weniger nachdrücklich"
(ebd., S.115)
erzählt wird; die Fokalisierung sorgt dagegen als "eine Art
Informationsschleuse"
(ebd., S.242)
für die "Regulierung der narrativen Information" (ebd.),
indem der Erzähler "die eine oder andere in die Geschichte involvierte
Figur (oder Figurengruppe) mit ihren je spezifischen Erkenntnisvermögen"
(ebd.)
herausgreift und "deren 'Sicht' oder 'Blickwinkel'" (ebd.)
tatsächlich oder nur fingiert übernimmt; Grundlage des Konzepts der
Fokalisierung ist, dass Genette bei seiner
Erzähltextanalyse zwei
Fragen voneinander trennt: a)
"Welche Figur liefert den Blickwinkel, der für die narrative
Perspektive maßgebend ist?" (ebd.,
S.132), pointiert als "Wer sieht?" (ebd.)
(= vue); b) "Wer spricht?" (= voix)
(ebd.)
(Stimme); "a)"
ist dabei ähnlich zu verstehen wie der in der deutschen
Erzählwissenschaft weit verbreitete Begriff der ▪
Perspektive (≠ Erzählperspektive, wenn dieser Begriff synonym mit
dem komplexen ▪
Konzept
der Erzählsituation(en) der
älteren Erzähltheorie
verwendet wird) oder ähnlich wie der Begriff des
point of view in der angelsächsischen
Narratologie; "b)" ist dagegen eine Kategorie, die sich mit den
Fragen des Erzählaktes, der "Stimme", der "Person" und dem "Ort" des
Erzählers befasst (vgl.
Martínez/Scheffel 1999/2016, S.68), die man anders als Genette
selbst, der sie zum Modus der Erzählung zählt, auch der Kategorie der
Stimme zuordnen kann (vgl.
ebd.); drei Fokalisierungstypen: Nullfokalisierung, externe und
interne Fokalisierung (ebd.,S.
134); sie treten selten durchgängig in einem Erzähltext auf, sondern
wechseln oft auch in sehr kurzen Textabschnitten, wobei allerdings ein
bestimmter Typ in der Regel das Ganze dominiert 2) im
Vergleich zum Konzept der
Erzählsituationen von von »Franz
K. Stanzel (geb. 1924) greift die Fokalisierung nur die Perspektive
der von Stanzel als Konstituenten bezeichneten Kategorien heraus und
differenziert sie als Fokalisierung gegenüber der
Stimme. – vgl.
Modus,
Stimme,
Erzählsituation(en),
Perspektive,
externe Fokalisierung
Externe Fokalisierung
in der
Erzähltheorie von »Gérard
Genette (1930-2018) (1972,
dt. 1994) neben
der ▪ Nullfokalisierung und der ▪ internen Fokalisierung eine der
grundlegenden Perspektivierungen der Darstellung (▪
Fokalisierungen) in einem erzählenden Text, bei der der Erzähler
weniger sagt als die Figur weiß, wodurch der Eindruck einer "objektiven"
oder "behavioristischen" Erzählung entsteht (vgl.
Genette 2. Aufl.
1998, S.134, Anm. 3), die in etwa mit der in der frühen Version der
▪ Erzählsituationen von Franz K. Stanzel (1955), später aber von
diesem wieder aufgegebenen, ▪
neutralen Erzählsituation entspricht; – vgl.
Fokalisierung,
Nullfokalisierung, interne Fokalisierung, Erzählsituationen,
neutrale
Erzählsituation,
▪ Typologien des Erzählers
▪
Erzählsituationen (Franz
K. Stanzel)
▪
Perspektiven beim Erzählen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
19.12.2023