Johann Jeep (1582-1644) war ein deutscher Organist, Kapellmeister
und Liederkomponist. Er war ein bedeutender Meister des deutschen Liedes
und trug mit seinen Sammlungen "Studentengärtlein", "Geistliche Psalmen
und Kirchengesäng" sowie "Andächtiges Bettbüchlein" viel zur Entwicklung
dieser Gattung bei. Die Texte seiner Liedsammlung "Studentengärtlein"
stammen von ihm.
Ihr Titel lautet: "Studentengärtlein, eine Sammlung "neuer lustiger
weltlicher Liedlein mit 3. 4. vnd 5 Stimmen, wel-che nicht allein
lieblich zu singen / sondern auch auff aller hand Instrumenten zu
gebrauchen / Allen der löblichen Music Kunst liebhabern/ Besonders aber
Den Edlen Studenten / vnd Züchtigen Jungfrauen zu sondern annemblichen
Ehren vnd wolgefallen .... Nürnberg (Auflagen 1 bis 3: 1605–1610,
verschollen), Auflagen 4 bis 7: 1614, 1618, 1622 und 1626 (»google
books) und "Studentengärtleins Ander Theil, neuer lustiger
Weltlicher Liedlein zu vier bis 5 Stimmen“, Nürnberg 1614, 1619 und 1622
ist eine Sammlung verschiedener Texte von Johann Jeep. (»google
books)
Ach Mutter liebe
Mutter mein (1614)
Ach Mutter, liebe Mutter mein,
Ich leid groß schmertzen vnd viel pein
Von wegen eines Studenten.
Niemand mir lieber ist auf Erd,
Ihm stehn woll an all sein geberd,
Er soll mein vnmut 1
wenden,
Er soll mein unmut wenden.
Mater.
Ach Tochter, liebe Tochter mein,
Mein Willen gieb ich nicht darein,
Will die ein andern geben.
Der reich vnn auch vermöglich ist.
Studenten können nichts dann list,
Mir fält gar nicht ihr gar nicht ihr leben
Mir gfält gar nicht ihr leben.
Filia.
Ach Mutter, liebe Mutter mein,
Kein andrer soll mein eigen sein.
Kein Pechen 2 mag ich nehmen.
Wan er gleich het ein Tonne Golt,
Dan noch er mich nicht b’rühren solt,
Ich müst mich seiner schämen
Ich müst ich seiner schämen.
Mater.
Ach Tochter, liebe Tochter mein,
Ein Kauffman der soll werden dein,
Der kann dich herrlich zieren.
Er giebt dir was hertz begert.
Studenten deiner sein nicht wehrt,
Sie thun nichts dann hoffieren.
Sie thun nicht dann hoffieren.
Filia.
Ach Mutter, liebe Mutter mein,
kein Mensch sol mir reden ein.
Studenten mir gefallen.
Wann sie deß nachts grassaten gahn
3,
Auf Instrumenten vnd lauten schlan,
Das thut lieblich erschallen,
Dar thut lieblich erschallen.
Was
hilfft mich doch deß Kaufmmans gelt,
Das er mit vnrecht oft erhelt?
Es thut gar bald verschwinde:
Frisch auff jhr von der Feder gut
4,
Nach euch steht all mein Sinn vnd Muth,
Euch thu ich mich verbinden,
Euch thu ich mich verbinden.
(aus: Johann Jeep,
Studentengärtleins Ander Theil, neuer lustiger Weltlicher Liedlein“ zu
vier bis 5 Stimmen, Nürnberg 1614, 1619 und 1622, pd - gemeinfrei) (»google
books)
Worterklärungen:
1 Unmuth: h. im S. von Missmut,
Betrübnis, Wehmut, Verdruss
2 Pechen:
Pecher hier wahrscheinlich im Sinne von schmutziger oder verkommener
Mensch“ (Bayerisches Wörterbuch) pechen: aus Pech oder Harz; mit Pech
oder Harz behandelt, auch im Sinne von: kleben (pegolare), klebrig,
schmierig sein,
3
grassaten gahn: in der Studentensprache üblich in der Verbindung
grassaten (u. ä.) gehen, fahren, umherschweifen, sich herumtreiben;
4 jhr
von der Feder gut: hier wohl im Sinne von schön schreiben bzw.
schöne Texte verfassen; u. U. auch Hinweis auf die Feder (Penna), die
ein neuer Student (▪
Fuchs) vielerorts in den ersten eineinhalb Jahren als äußeres
Zeichen des
Pennalstatus, einem Dienstverhältnis zu einem älteren Studenten, im
Gürtel zu tragen hatte. (▪
Pennalismus)
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