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Didaktische und methodische Aspekte

Literaturgeschichte in gängigen schulischen Lehrwerken

Literaturgeschichte


Fachbereich Deutsch
Glossar
Literatur Autorinnen und Autoren Literarische Gattungen ▪ Literaturgeschichte [ Didaktische und methodische Aspekte Überblick Orientierungswissen und Überblickswissen ▪ Wege zu literaturgeschichtlicher Kompetenz Epochenkonstrukte reflektieren Querschnitte und Epochenumbrüche Traditionelle Epochenkonstrukte oder Random Access? "Erinnerungsarbeit" mit Schneisen und Erkundungsrouten Der biografische Ansatz im Wandel Historisches Erzählen Literaturgeschichte in gängigen schulischen LehrwerkenDidaktik der Literaturgeschichte und "wehrhafte" Demokratie ] Überblick Von der Nationalliteratur zum modernen Pluralismus Literatur auf dem Weg in die Moderne Zwischen Mono- und Multiperspektivismus  ▪ Literaturepochen  Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
  

 

Folgt man der Spur gängiger schulischer Lehrwerke, die Literaturgeschichte integrieren oder als eigene "Literaturgeschichten" auftreten, dann ist darin zwar eine vorsichtige Absetzbewegung von den Epochenkonstrukten und einer "trivialisierte(n) Darstellung von Literaturgeschichte als einer Serie von Einzelepochen" (Wichert 22013, S.48) durchaus zu erkennen, doch in vielen Produkten, die heute noch im Gebrauch sein dürften, wurde und wird zum Teil das "Auffädeln von Epochen bis heute" noch immer, zumindest mehr oder weniger "unbefragt als Orientierungswissen" (ebd.) verkauft.

Allerdings haben sich inzwischen auch die Lehr- und Bildungspläne geändert und haben auf verschiedene Weise Anschluss an den fachwissenschaftlichen und fachdidaktischen Diskurs gesucht und gefunden, so dass auch für die Lehrbücher im Rahmen der Schulbuchzulassung inzwischen Neues hinzugekommen ist. Die Luft für das von berufener oder weniger berufener Seite so gern gepflegte, stereotype Bashing eines vermeintlich ganz und gar verfehlten Literaturgeschichtsunterrichts dürfte damit zumindest dünner geworden zu sein.

Zudem tut die Literaturdidaktik gut daran, sich im Auf und Ab konkurrierender wissenschaftlicher Moden nicht vorschnell einer bestimmten anzuhängen, deren Halbwertszeit oft weitaus geringer ist als von ihren Vertretern gesehen wird. Hier tut in jedem Fall jener Pragmatismus gut, den schon Albert Meier 81996. S.578) als Konsequenz eines • literaturgeschichtlichen Pluralismus in der Literaturgeschichte gefordert hat, bei dem sich die verschiedenen Ansätze "gegenseitig tolerieren und das eigene Vorgehen weniger aus dem Gegenstand als aus der Funktion zu legitimieren" (ebd.)

Dem Ruf Meiers nach der "Freiheit zum Pragmatismus" Appell gewähren die mehr oder weniger detaillierten Standards und Kompetenzerwartungen, mit denen die Bundesländer je auf ihre Weise umsetzen, was die ▪ KMK-Bildungsstandards für die schriftliche Abiturprüfung im Fach Deutsch (2012) im Hinblick auf die Schaffung eines   literaturgeschichtlichen und poetologischen Überblickswissens ausdrücklich einfordern, allerdings wenig Spielraum.

Die Schulbuchverlage müssen dementsprechend auf dem Schulbuchmarkt im Kampf um Marktanteile unter Beachtung der steuernden Vorgaben aber auch so agieren, dass sie die Interessen der Lehrkräfte berücksichtigen, die unter bestimmten institutionellen Rahmenbedingungen den Umgang mit Literaturgeschichte organisieren.

So kommen sie ihren Kundinnen und Kunden auch entgegen und halten an tradierten Epochenbeinteilungen und -begriffen fest, wenn ein neues Lehrbuch am Markt platziert werden soll, zumal sich ihre "tradierten Bezeichnungen im gegenwärtigen gesellschaftlichen Selbstverständigungsprozess festgesetzt haben." (Kepser/Abraham 42016, S.59, im Original teilweise im Fettdruck).

Diese Orientierung an einer inhaltlich weitgehend obsolet gewordenen fragwürdigen Periodisierung, die selbst den Lehrkräften fragwürdig, folgt dabei den Marktgesetzen, denen die Ware "Schulbuch" unterliegt. Und die Lehrkräfte sehen sich angesichts "der Knute des Zentralabiturs" (ebd.) und dem daraus erwachsenden Druck gezwungen, dieses Epochenwissen möglichst effektiv zu vermitteln.

So wird also weiterhin auch auf die aus dem 19. Jahrhundert rührende traditionelle Einteilung der Literaturgeschichte verbreitet. Diese teilt die Literaturgeschichte oft in Literaturepochen wie Mittelalter – frühe Neuzeit/Reformation/Renaissance/Humanismus – Barock – Aufklärung – Empfindsamkeit – Sturm und Drang Jakobinismus, ▪ (Weimarer) Klassik" Romantik  – Realismus – Expressionismus einteilt,  aber auch durch weitere Strömungen wie z. B. Biedermeier, Vormärz oder poetischem Realismus ergänzt und fast nach Belieben erweitert wird. Neben etlichen anderen Einwänden gegen die traditionellen Epochenkonzepte ist diese Epocheneinteilung keineswegs einheitlich und die Bezeichnungen für einzelne Epochen können auch variieren.

Was allerdings weit schwerer als die Kritik an der mitunter wenig nachvollziehbaren Verwendung und Auswahl von Epochenkonstrukten wiegt, ist, wenn sie - beabsichtigt oder nicht - mit dem von ihnen dargebotenen literaturgeschichtlichen (Epochen-) Wissen weiterhin einen ""hegemoniale(n) Deutungsrahmen" (ebd., S.58) anbieten, der die grundsätzliche Problematik der  Epochenkonstrukte und der Perspektivität von Literaturgeschichtsschreibung ausblendet. So kann man auch vertreten, dass die weit verbreiteten "Kästchen", die vorgeben, mit einer paar Pinselstrichen und in aller Kürze die relevanten distinktiven Merkmale einer Literaturepoche zusammenzustellen, nicht ohne die entsprechende Problematisierung zum Einsatz kommen. Aber auch gängige Schreibaufgaben können hier einem "subjektiv bedeutsamen Text- und Geschichtsverständnis" (ebd.) im Wege stehen, wenn es vorwiegend darum geht, bestimmte, vermeintlich distinktive Epochenmerkmale an einem bestimmten literarischen Text nachzuweisen, die im schlechtesten Fall zuvor einmal per Lehrervortrag oder einem auf das vorgeblich Wesentliche beschränkten Arbeitsblattes oder "Merkkästchens" vermittelt worden worden sind. (vgl. ebd.) Besonders ungünstig scheint in diesem Zusammenhang auch ein ▪ didaktisches Vorgehen zu sein, bei dem "im Unterricht entsprechende Merkmale an einem paradigmatischen Text vorgeführt und dann als epochale gelernt werden." (Born/Kämper-van den Boogaart 32019, S.101f.)

Ein weiteres Problem, das bei etlichen Lehrwerken zur Literaturgeschichte auftritt, hängt damit zusammen, dass Literaturgeschichte darin "paradoxerweise vor allem als Autorengeschichte betrieben (wird), ohne dass Schüäer/innen Einsichten darüber erhalten, wie das Bild eines Autors konstruiert und tradiert wird." (Pauldrach 2020, S.1)

Ob, und wenn ja, welche Darstellung der Literaturgeschichte im Unterricht herangezogen werden sollte, wird didaktisch kontrovers gesehen. Ob ihre Verwendung für den kompetenzorientierten Unterricht Sinn macht, hängt wie in so vielen Fällen davon ab, wie und unter welchen Prämissen davon Gebrauch gemacht wird. Sofern den Schülerinnen und Schülern ihr Konstruktcharakter klar ist, können sie auch eigenverantwortlich auf solche Informationsquellen zurückgreifen. Auch die auszugsweise Präsentation verschiedener gängiger Literaturgeschichten kann den Konstruktcharakter gut verdeutlichen.

Literaturgeschichten für den Schulunterricht

Die in den Schulen oft noch vorhandenen, meist für den Schulgebrauch verfassten Literaturgeschichten können dabei auszugsweise zum Vergleich herangezogen werden. Aus der Vielzahl der dafür in Frage kommenden Lehrwerke, deren Zahl noch beliebig durch Themenhefte zu einzelnen Literaturepochen erweitert werden können, seien hier erwähnt:

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 18.08.2024

 
 

 
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