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Didaktische und methodische Aspekte

Querschnitte und Epochenumbrüche

LiteraturgeschichteOrientierungswissen und Überblickswissen


Fachbereich Deutsch
Glossar
Literatur Autorinnen und Autoren Literarische Gattungen ▪ Literaturgeschichte  [ Didaktische und methodische Aspekte Überblick Orientierungswissen und Überblickswissen Wege zu literaturgeschichtlicher Kompetenz  Epochenkonstrukte reflektieren Querschnitte und Epochenumbrüche Traditionelle Epochenkonstrukte oder Random Access? "Erinnerungsarbeit" mit Schneisen und Erkundungsrouten Der biografische Ansatz im Wandel Historisches Erzählen Literaturgeschichte in gängigen schulischen Lehrwerken Didaktik der Literaturgeschichte und "wehrhafte" Demokratie ] Überblick Von der Nationalliteratur zum modernen Pluralismus Literatur auf dem Weg in die Moderne Zwischen Mono- und MultiperspektivismusLiteraturepochen  Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
  

 

Wenn das von den ▪ KMK-Bildungsstandards (BISTA-AHR-D 2012)  eingeforderte   literaturgeschichtliche und poetologische Überblickswissen über die Literaturepochen von der Aufklärung bis zur Gegenwart als Auftrag gelesen wird, auf dem Weg der didaktischen Reduktion aus dem literaturgeschichtlichen (Gesamt-)Wissen jene Wissensbereiche und -elemente herauszudestillieren, die beim Kompetenzerwerb durch die Schülerinnen und Schüler vorausgesetzt werden sollen, dann kann dies auf auf verschiedene Art und Weise geschehen: als breit angelegter Epochendurchgang, als exemplarische Behandlung einzelner Epochen unter Verzicht auf andere sowie in Form von exemplarischen Querschnitten in Zeiten von so genannten Epochenumbrüchen.

Statt eines linear-chronologischen Epochendurchgangs richten exemplarische Querschnitte die Aufmerksamkeit auf so genannte Epochenumbrüche. Diese stellen Zeiträume dar, "in denen sich konkurrierende »Epochen« zeitlich überlappen" (Fingerhut 2002/2012, S.295). Befasst man sich mit diesen Umbruchzeiten, dann kann vor allem "die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen ins Bewusstsein" gerufen und starre, möglichst scharf voneinander abgegrenzte Epochenkonstrukte werden aufgesprengt werden. (vgl. Kepser/Abraham 42016, S.59). Trotzdem hält die Didaktik der Epochenumbrüche aber am Ordnungsprinzip der Epochen fest.

Im schulischen Literaturunterricht spielen die Epochenumbrüche um 1800 und 1900 die wichtigste Rolle. Um 1800 kommt es zu einem Neben- und Ineinander von unterschiedlichen Werken, die gemeinhin verschiedenen Epochen wie Aufklärung (1720-1785), Sturm und Dang (1760-1785) , (Weimarer) Klassik (1786-1805), Jakobinismus (1789-1796) und ▪ Romantik (1793-1835) zugeordnet werden. Um 1900 vollzieht sich dagegen der Übergang zur literarischen Moderne. (vgl. Leubner/Saupe/Richter 2016, S.231)

Die Funktion von Epochenbegriffen ist unter dem Blickwinkel von Epochenumbrüchen betrachtet, darauf beschränkt, "Strömungen und Positionen innerhalb des grundsätzlich problemorientiert angelegten Porträt einer »Umbruchzeit«" (Fingerhut 2002/2012, S.296) zu charakterisieren und in einem induktiven Vorgehen als "Wegweiser zur genaueren Textbetrachtung" (Leubner/Saupe/Richter 2016, S.231) bei der Erschließung von Texten eine ähnliche Aufgabe wie Interpretationshypothesen zu übernehmen. (vgl. ebd.)

Die Arbeit mit Epochenumbrüchen sollte dabei thematisch als Kulturgeschichte konzipiert werden, die sowohl literarische als auch Sachtexte und andere Medien umfasst.

In einem problemorientierten Zugang werden die ausgewählten Texte auf die Gegenwart bezogen und vielfältige Verbindungen zu anderen Kulturbereichen gesucht. Über den mit kulturell Bezügen erweiterten thematischen Zugang zur Literaturgeschichte, sollen vor allem "kognitive Zugriffsweisen mit emotional gesteuerten verbunden werden" (Fingerhut 2002/2012, S.285)

Indem der Umgang mit Literatur damit "an andere kulturelle Praktiken, z. B. an Formen der Erziehung, die Geschlechterrollen, die Autoritätsausübung zwischen den Generationen" gebunden werde, so Fingerhut, könnten "kontroverse Werthaltungen, unterschiedliche »Mentalitäten « (...) als gleichzeitig und miteinander konkurrierende sichtbar (werden)." (ebd., S.295)

Am Beispiel von »Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832)  »Briefroman »"Die Leiden des jungen Werthers" (1774) hat Fingerhut anschaulich gezeigt, wie ein wegen seiner allgemeinen Epochenrelevanz für das Epochenkonstrukt des Sturm und Drang kanonisierter Text bei in einer thematisch konzipierten Unterrichtseinheit als ein literarischer Beitrag zu einem Diskurs über ein Problem verstanden werden kann, an dem auch andere Texte unterschiedlicher Art teilhaben. So bezieht Goethes Werther dann seiner Auffassung nach "keine eindeutige Stellung mehr gegenüber Gefühl, Liebe, Natur, Selbstmord, sondern stellt gerade zeittypische Eindeutigkeiten in Frage. Die Schüler lernen nicht, was Goethe sagt, sondern sie fragen, was sie selbst mit dem Angebot der Briefe Werthers anfangen sollen. Es kommt dementsprechend nicht mehr darauf an, »den Werther« als »typisch« für den »Sturm und Drang« zu erweisen, sondern auf die Haltung der der Personen zu achten, auf ihre Art, miteinander zu kommunizieren oder mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen – als Diskussionsangebot an die heutigen LeserInnen." (ebd., S.297)

Diesen Ansatz haben Margret und Karlheinz Fingerhut in ihrem im Cornelsen Verlag erschienenen Lehrwerk "Deutschbuch - Literaturgeschichte (2010)" mit ihren problemorientierten Themenkreisen zu verschiedenen Literaturepochen umgesetzt, mit denen "literarische Werke vor dem Hintergrund kontroverser Denk- und Empfindungsformen einer vergangenen Zeit sichtbar und aus der Perspektive des Heute diskutierbar werden." (ebd., S.289)

Für die Aufklärung und Empfindsamkeit, die unter dem Aspekt ihres Beitrages zur Entwicklung einer bürgerlichen Verstandes- und Gefühlskultur betrachtet werden, sind dies zum die drei Themenkreise "Drama und Fabel als Instrumente der Aufklärung", "Toleranz und Mitempfinden - Frieden statt Krieg" sowie "Erziehung".

Für die Weimarer Klassik, die unter den Aspekten Kunst, Freiheit, Humanität betrachtet wird, die Themenkreise "Mut im Leben – Lebensmut, Vorbilder in Balladen", "Die Natur – Betrachten, Erforschen, Erleben", "Philosophische Gedanken in Gedichten" sowie "Entscheidungssituationen in Monologen und Dialogen",

Das Konzept der Epochenumbrüche wird allerdings auch kritisch gesehen. So hat Nutz (2002, S.5), der mit seinem eigenen Konzept der "Erinnerungsarbeit" mit Schneisen und Erkundungsrouten auf entdeckendes Lernen setzt, von der Gefahr einer "Verengung der Erfahrungsmöglichkeiten des Vergangenen" gesprochen, die dazu führen könne, dass Texte und Materialien durch den didaktisch verordneten, problemorientierten thematischen Gegenwartsbezug von vornherein auf bestimmte Inhalte und Bedeutungen reduziert werde und damit  "zu einer Verkürzung ästhetisch-literarischer Bildung beitragen". (ebd.)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 18.08.2024

 
 

 
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