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Darstellung gesprochener Worte durch den Erzähler

Narrativer und dramatischer Modus

« Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse  Wie wird erzählt?Darstellung von Rede und mentalen Vorgängen

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
Literatur:▪ Autorinnen und Autoren Gattungen Erzählende Texte Überblick Lesen erzählender Texte (Inferenzbildung und Situationsmodelle) Strukturen von Erzähltexten Strukturwandel in der modernen Epik Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse  Überblick Auswahl (Zusammenstellungen wichtiger Strukturbegriffe) Darstellungsebene und Ebene des Dargestellten WIE WIRD ERZÄHLT? (Zeitgestaltung, Perspektiven, Darbietungsformen ...) ÜberblickModell der narrativen KommunikationZeitgestaltung Perspektiven beim Erzählen ▪ Darstellung von Ereignissen Darstellung von Rede und mentalen Vorgängen Überblick [ Darstellung gesprochener Worte Überblick Narrativer und dramatischer Modus Erzählte FigurenredeTransponierte RedeZitierte Figurenrede ] Darstellung von GedankenErzählerbericht und Figurenrede (Ältere Erzähltheorie) • Bausteine Wissensvermittlung und InformationsvergabeErzählen über das Erzählen Zuverlässigkeit und Unzuverlässigkeit des ErzählensStilmerkmale der Erzählung Bausteine WAS WIRD ERZÄHLT? (Handlung, erzählte Welt, Figur, Raum) Bausteine Formen erzählender Texte Dramatische Texte Lyrische Texte Literarische Zweckformen  ▪ Literaturgeschichte Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation Literaturunterricht Schreibformen ▪ Analyse und Interpretation von Erzähltexten in der Schule Operatoren im Fach Deutsch
 

 

Bei der ▪ Darstellung/Erzählung von gesprochenen Worten der Figuren wird bei der Erzähltextanalyse von einem Drei-Stufen-Modell der Redewiedergabe ausgegangen (vgl. Martínez/Scheffel, 10. Aufl. 2016, S. 54ff.; Lahn/Meister 2013, S.199).

Dieses wird im nachfolgenden Mind Map noch um Angaben von Wolf Schmid (2005, S.198ff.) zur indirekten Figurenrede (narratorial indirekte, figural indirekte und freie indirekte Figurenrede) ergänzt wird.


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Dabei kann das, was eine Figur im Rahmen eines erzählenden Textes sagt oder denkt (beides wird oft unter dem Begriff der "Erzählung von gesprochenen Worten" zusammengefasst (z. B. Martínez/Scheffel, 11. Aufl. 2019,  S.54) in einem unterschiedlichen Modus dargeboten werden. Diese beiden Modi sind der narrative und der dramatische Modus.

Unter der Kategorie des Modus werden dabei Momente des Erzählens erfasst, die etwas über den Grad der Mittelbarkeit und die Perspektivierung des Erzählten aussagen. (vgl. ebd., S.50) In der älteren Erzähltheorie werden diese erzählerischen Phänomene u. a. durch die Strukturbegriffe der berichtenden Erzählung (Erzählerbericht i. w. S., Bericht (i. e .S.) und der szenische Darstellung analysiert und beschrieben.

So wird das, was erzählt wird, oft so präsentiert, dass der Erzähler (man kann auch abstrakter sagen: "das erzählende bzw. narrative Medium" (Becker/Hummel/Sander 2. Aufl. 2018, S.114), sich persönlich vorstellt, von sich in der Ich-Form spricht und offen darlegt, was ihn zum Erzählen der Geschichte motiviert. In anderen Fällen kann man den Erzähler als Aussagesubjekt der Erzählrede so gut wir gar nicht greifen, bleibt er vollkommenen anonym und "verbirgt sich hinter den Figuren". (ebd., S.115) In diesem Fall ist der Grad der Mittelbarkeit des Erzählten, also die Struktur, die dem Leser verdeutlicht, wer etwas erzählt, also geringer als in den vorgenannten Fällen.

Man kann den Grad der Mittelbarkeit auch anders ausdrücken: Es handelt sich dabei um nichts anderes als den Grad der "mimetische(n) Illusion im Rahmen der Erzählung" (Martínez/Scheffel, 11. Aufl. 2019, S.52), den Grad also, wie sehr wir der Vorstellung verfallen können, das Erzählte begegne uns genauso wie Elemente der außersprachlichen Wirklichkeit.

Die Kategorie der Distanz bei Genette

Mit der Kategorie der Distanz hat »Gérard Genette (1930-2018) (1972, dt. 1994) zwei verschiedene Grade der Unmittelbarkeit im Rahmen seiner strukturalistischen Binäroppositionen unterschieden, die sich durch ihre unterschiedliche Distanz zum Erzählten auszeichnen: eine mit Distanz (narrativer Modus) und eine ohne Distanz (dramatischer Modus).

In der Praxis des Erzählens kommt es immer wieder zu fließenden Übergängen zwischen dem dramatischen und narrativen Modus.

Narrativer Modus

Der narrative Modus beim • Erzählen gesprochener Worte ist Grundlage der • nicht autonomen erzählten Figurenrede, auch kurz erzählte Rede genannt.

Im Gegensatz zum dramatischen Modus (mimetischer Modus), der von Unmittelbarkeit gekennzeichnet ist, tritt der Erzähler im narrativen Modus gewöhnlich durch Raffungen, Kommentierungen, Beschreibungen oder in Form des Gesprächsberichts deutlich hervor.

Im Falle der Wiedergabe gesprochener Worte einer Figur durch den Erzähler geht es dabei um die so genannte • Erzählte Figurenrede. Hier referiert der Erzähler, analog zu dem Gedanken- bzw. • Bewusstseinsbericht, das, was eine Figur sagt bzw. gesagt hat. Dabei wird keine wörtliche Rede verwendet. Grammatisch wird diese Form der Wiedergabe von Gesagtem in der 3. Person Indikativ Präteritum realisiert.

Oftmals wird nur der Inhalt / das Thema eines Gesprächs mitgeteilt. Dann heißt es z. B.

  • Claudia und Lukas stritten sich über das nächste Urlaubsziel.

  • Jan-Niklas nannte als Grund für sein Missgeschick mangelnde Erfahrung.

Manchmal reicht auch einfach die Wiedergabe eines bestimmten Sprechaktes. Dann heißt es z. B.

  • Der Mann entschuldigte sich.

  • Die Politikerin rechtfertigte ihren Standpunkt zu der neuerlichen Steuererhöhung.

Wolf Schmid (2005) betont in seiner Narratologie, dass "in jeder Narration (...)  auch Deskription (steckt)" (Schmid 2005, S. 17). Daraus ergibt sich seiner Ansicht nach eine fließende Grenze zwischen deskriptivem und narrativem Modus. Ob man es für das eine oder andere halte, sei daher oft eine Frage der Interpretation. Grundsätzlich hänge die Tatsache, ob ein Text bzw. eine Textpassage dominant narrativ oder dominant deskriptiv sei, nicht von der Menge der narrativen (dynamischen) oder deskriptiven (statischen) Elemente ab, sondern von ihrer Gesamtfunktion in einem Text. Daher seien auch Mischformen zwischen beidem "eher das Normale" (ebd.)

Dramatischer Modus

Der dramatische Modus bzw. mimetische Modus des Erzählens wird besonders dort deutlich, wo die Figurenrede ganz ohne redeeinleitende Verben (verba dicendi wie z. B. sagte er, antwortete sie, betonte sie, meinte er ...) (Inquit-Formel) auskommt und der Erzähler sich nicht mit Kommentaren zur Figurenrede zu Wort meldet. Die Ähnlichkeit dieses Erzählmodus mit der dramatischen Rede als Monolog oder Dialog in einer Theaterszene hat ihm in der älteren Erzähltheorie den Namen • szenische Darstellung gegeben. (• Beispiele) Auch wenn immer wieder betont wird, dass der dramatische Modus • zeitdeckendes Erzählen in Reinform darstellt, hat »Gérard Genette (1930-2018) (1972, dt. 1994) im im Kontext seiner Kategorie der ▪ Dauer  diesbezüglich • Einwände gemacht.

Beispiele:

Arno Holz (1863-1929) und Johannes Schlaf (1862-1941): Ein Tod (1889)

Theodor Fontane (1819-1898), Grete Minde (1. Kap.) (1879)

Doris Dörrie (geb. 1955) Trinidad (1994)

Nancy Huston (geb. 1953) Infrarot« (2012)

Jens Ludwig (geb.1953), Vor dem Finale (2005)

Erzählerbericht i. w. S. (Ältere Erzähltheorie)
Überblick
Formen des Erzählerberichts (= Erzählweisen, Lämmert, 1955)
 Überblick
▪ 
Bericht
Szenische Darstellung
Beschreibungen
Betrachtungen und Erörterungen 
Sentenzen

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 25.04.2025

   
 

 
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