Bei der ▪ Darstellung/Erzählung von gesprochenen Worten der Figuren wird bei der
Erzähltextanalyse von einem
Drei-Stufen-Modell der
Redewiedergabe ausgegangen (vgl.
Martínez/Scheffel, 10. Aufl. 2016, S. 54ff.;
Lahn/Meister 2013, S.199).
Dieses wird im nachfolgenden Mind Map noch um Angaben von Wolf
Schmid (2005,
S.198ff.) zur indirekten Figurenrede (narratorial indirekte, figural
indirekte und freie indirekte Figurenrede) ergänzt wird.

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Dabei kann das, was
eine Figur im Rahmen eines erzählenden Textes sagt oder denkt (beides
wird oft unter dem Begriff der "Erzählung von gesprochenen Worten"
zusammengefasst (z. B.
Martínez/Scheffel, 11. Aufl. 2019, S.54) in einem
unterschiedlichen Modus dargeboten werden. Diese beiden Modi sind der
narrative und der dramatische Modus.
Unter der Kategorie des
Modus werden dabei Momente des Erzählens erfasst, die etwas über den
Grad der Mittelbarkeit und die Perspektivierung des Erzählten aussagen.
(vgl.
ebd., S.50) In der
älteren
Erzähltheorie werden diese erzählerischen Phänomene u. a. durch die
Strukturbegriffe der berichtenden Erzählung (Erzählerbericht
i. w. S., Bericht (i. e .S.)
und der szenische Darstellung analysiert
und beschrieben.
So wird das, was
erzählt wird, oft so präsentiert, dass der Erzähler (man kann auch
abstrakter sagen: "das erzählende bzw. narrative Medium" (Becker/Hummel/Sander
2. Aufl. 2018, S.114), sich persönlich vorstellt, von sich in der
Ich-Form spricht und offen darlegt, was ihn zum Erzählen der Geschichte
motiviert. In anderen Fällen kann man den Erzähler als Aussagesubjekt
der Erzählrede so gut wir gar nicht greifen, bleibt er vollkommenen
anonym und "verbirgt sich hinter den Figuren". (ebd.,
S.115) In diesem Fall ist der Grad der Mittelbarkeit des Erzählten, also
die Struktur, die dem Leser verdeutlicht, wer etwas erzählt, also
geringer als in den vorgenannten Fällen.
Man kann den Grad der
Mittelbarkeit auch anders ausdrücken: Es handelt sich dabei um nichts
anderes als den Grad der "mimetische(n) Illusion im Rahmen der
Erzählung" (Martínez/Scheffel, 11. Aufl. 2019,
S.52), den Grad also, wie sehr wir der Vorstellung verfallen können, das
Erzählte begegne uns genauso wie Elemente der außersprachlichen
Wirklichkeit.
Mit der Kategorie der
Distanz hat »Gérard
Genette (1930-2018) (1972,
dt. 1994)
zwei verschiedene Grade der Unmittelbarkeit im Rahmen seiner
strukturalistischen Binäroppositionen unterschieden, die sich durch ihre
unterschiedliche Distanz zum Erzählten auszeichnen: eine mit Distanz
(narrativer Modus) und eine ohne Distanz (dramatischer Modus).
In der Praxis des
Erzählens kommt es immer wieder zu fließenden Übergängen zwischen dem
dramatischen und narrativen Modus.
Narrativer Modus
Der narrative Modus
beim • Erzählen gesprochener Worte ist
Grundlage der • nicht autonomen erzählten
Figurenrede, auch kurz
erzählte Rede
genannt.
Im Gegensatz zum
dramatischen Modus (mimetischer Modus),
der von Unmittelbarkeit gekennzeichnet ist, tritt der Erzähler im
narrativen Modus gewöhnlich durch
Raffungen,
Kommentierungen, Beschreibungen oder in Form des
Gesprächsberichts deutlich hervor.
Im
Falle der Wiedergabe gesprochener Worte einer Figur durch den
Erzähler geht es dabei um die so genannte • Erzählte Figurenrede.
Hier referiert der Erzähler, analog zu dem
Gedanken- bzw. • Bewusstseinsbericht, das,
was eine Figur sagt bzw. gesagt hat. Dabei wird keine
wörtliche Rede verwendet.
Grammatisch wird diese Form der Wiedergabe von Gesagtem in der 3. Person
Indikativ
Präteritum realisiert.
Oftmals wird nur der Inhalt / das Thema eines Gesprächs mitgeteilt. Dann
heißt es z. B.
Manchmal
reicht auch einfach die Wiedergabe eines bestimmten
Sprechaktes. Dann
heißt es z. B.
Wolf
Schmid (2005)
betont in seiner Narratologie, dass "in jeder Narration (...) auch Deskription
(steckt)" (Schmid 2005,
S. 17). Daraus ergibt sich seiner Ansicht nach eine fließende Grenze zwischen deskriptivem und narrativem
Modus. Ob man es für das eine oder andere halte, sei daher oft eine Frage der Interpretation.
Grundsätzlich hänge die Tatsache, ob ein Text bzw. eine
Textpassage dominant narrativ oder dominant deskriptiv sei, nicht von der Menge der narrativen (dynamischen) oder deskriptiven
(statischen) Elemente ab, sondern von ihrer Gesamtfunktion in einem
Text. Daher seien auch Mischformen zwischen beidem "eher das Normale" (ebd.)
Dramatischer Modus
Der
dramatische Modus bzw.
mimetische Modus
des Erzählens wird besonders dort deutlich, wo die Figurenrede ganz ohne
redeeinleitende Verben (verba
dicendi wie z. B. sagte er, antwortete sie, betonte sie, meinte er
...) (Inquit-Formel)
auskommt und der Erzähler sich nicht mit Kommentaren zur Figurenrede zu
Wort meldet. Die Ähnlichkeit dieses Erzählmodus mit der
dramatischen
Rede als
Monolog oder
Dialog in
einer Theaterszene hat ihm in der älteren Erzähltheorie den Namen • szenische Darstellung
gegeben. (• Beispiele) Auch wenn immer
wieder betont wird, dass der dramatische Modus •
zeitdeckendes Erzählen in Reinform
darstellt, hat »Gérard
Genette (1930-2018) (1972,
dt. 1994)
im im Kontext seiner
Kategorie der ▪ Dauer
diesbezüglich •
Einwände gemacht.
Beispiele:
•
Arno Holz (1863-1929) und
Johannes Schlaf (1862-1941): Ein Tod (1889)
•
Theodor Fontane (1819-1898), Grete Minde (1. Kap.) (1879)
•
Doris Dörrie (geb. 1955)
Trinidad (1994)
•
Nancy Huston (geb. 1953)
Infrarot« (2012)
•
Jens Ludwig
(geb.1953), Vor dem Finale (2005)
▪
Erzählerbericht
i. w. S. (Ältere
Erzähltheorie)
▪
Überblick
▪
Formen des Erzählerberichts
(= Erzählweisen, Lämmert, 1955)
▪
Überblick
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Bericht
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Szenische Darstellung
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Beschreibungen
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Betrachtungen und Erörterungen
▪
Sentenzen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
25.04.2025
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