In der schulischen Praxis lässt sich
immer wieder beobachten, dass Schülerinnen und Schüler
einfach ▪
drauflosschreiben
oder ▪ aus dem Kopf niederschreiben,
was sie gerade gelesen haben. Auch wenn es viele Möglichkeiten und
Strategien gibt und geben darf, mit denen Texte geschrieben
werden, ist ein solches Vorgehen, zumindest bei
Leistungsaufgaben, häufig nicht von Erfolg gekrönt.
Nicht selten führen ungeeignete
Schreibstrategien
auch zu ▪
Schreibschwierigkeiten und Schreibblockaden,
über deren Ursachen der jeweilige Schreiber oder die jeweilige
Schreiberin wenig weiß.
Es gibt dafür eine ganze Reihe von möglichen Gründen (z. B.
▪ Stadien der
▪ Schreibentwicklung;
bestimmte ▪
lernstrategische Orientierungen beim
Schreiben, mangelnde
▪
Schreibkompetenz
im Allgemeinen oder in
▪
bestimmten Bereichen).
Oft wissen die Schülerinnen und Schüler bei Inhaltsangabe schlicht nicht,
Eines der wichtigsten Probleme für Schülerinnen und Schüler ist, dass sie
sich nicht sicher sind, was das Wesentliche eines Textes
ausmacht. Sie sind oft
sehr verunsichert, weil sie nicht wissen, was sie "weglassen"
und was sie wiedergeben sollen.
Erhalten sie in
unterrichtlichen Lernprozessen die Rückmeldung, dass sie sich
mit zu "Nebensächlichem" bei der Textwiedergabe befasst haben,
erscheint ihnen das nicht selten als reine Lehrerwillkür.
(▪
Woher soll ich wissen,
was wichtig und was unwichtig im Text ist?)
Sie haben in der Regel
gerade bei Textzusammenfassungen wie der Inhaltsangabe keine Vorstellung über den
Zweck und den Adressaten ihres Schreibens und arbeiten das
Textmuster, das ihnen die Schreibaufgabe abverlangt, mechanisch
ab, weil sie sich keinen ▪
problemlösenden Schreibprozess mit
passenden Schreibzielen zu eigen machen können.
Mit dem Finden
von Kriterien dafür, was relevant und was nicht relevant für
einen Text ist, fühlen sie sich alleingelassen, obwohl
das Abstützen auf
mehr oder weniger durchdachte Relevanzkriterien eine
angemessene Reformulierung des Textes erst ermöglichen.
Die Frage, was in einem Text
wesentlich ist, fällt in den Bereich der Planung des
Schreibprozesses bei der Bewältigung der Schreibaufgabe. In
dieser Phase müssen die Schülerinnen und Schüler selbständig
Relevanzkriterien für den ihnen vorliegenden Primärtext finden.
Dabei können sie sich auf
ihr Weltwissen,
ihr
thematisches Wissen, ihr
Textmuster-
und
Textsortenwissen, ihre Schreiberfahrungen einschließlich
geeigneter
Schreibstrategien bei
Schreibaufgaben zur Inhaltsangabe stützen.
Zugleich müssen sie lernen,
sich passende "Relevanzkriterien"
auf zweierlei Weise herzuleiten. Dazu gehört, dass sie diese herleiten
-
"aus dem Text
und seiner Struktur selber, nämlich aus der gegebenen
argumentativen bzw. narrativen Struktur, indem diese zu
größeren und abstrakteren Einheiten begrifflich
zusammengefasst werden (Makrostrukturen)"
-
"aus dem
konkreten Handlungszusammenhang [..], das heißt aus der
eigenen Fragestellung" (Becker-Mrotzek/Böttcher
2011, S.176, Hervorh. d. verf.)
Bei einfachen
Schreibaufgaben nach dem Muster "Verfassen Sie eine
Inhaltsangabe zu dem Text.", die sonst keinen konkreten
Handlungszusammenhang anbieten, ist die erste Variante zur
Generierung von Relevanzkriterien am Zug. Die Feststellung
allein macht die Sache indessen nicht leichter.
Die
Festlegung, dass die Zusammenfassung "dem Primärtext nichts
hinzufügen und nichts Wesentliches weglassen (darf)" (ebd.
S.185) allein reicht jedenfalls nicht, um "Schülern konkrete und
nachvollziehbare Einsichten in das Verfassen, die Struktur und die Funktion
von Zusammenfassungen" (ebd.)
zu vermitteln.