▪
Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse ▪
Überblick ▪
Auswahl (Zusammenstellungen
wichtiger Strukturbegriffe) ▪
Wer erzählt die Geschichte? (Aspekte
zur Gestaltung der Erzählinstanz) ▪
Wie wird erzählt? (Zeit,
Modus, Stimme) ▪
Was wird erzählt? (Handlung,
erzählte Welt, Figur, Raum)
Analyse erzähltechnischer Mittel in der Schule: Auswahl
▪
Bausteine
Die folgende ▪
Analyse der
erzähltechnischen (narrativen) Mittel, die in
▪
Wolfgang Borcherts
Kurzgeschichte
▪
»Die drei dunklen Könige«
vorkommen, folgt im Wesentlichen den ▪
Strukturbegriffen
der älteren Erzähltheorie, die bei der
▪
schulischen Interpretation erzählender Texte überwiegend
verwendet werden. Zugleich werden aber aus didaktischen Gründen auch
Begriffe der
neueren
Erzähltheorie verwendet, wenn sie ein bestimmtes Element
verständlich und präzise bezeichnen. (▪
"Werkzeugkasten" der Erzähltextanalyse)
▪
Strukturbegriffe der älteren
Erzähltheorie
▪
ABC der schulischen
Erzähltextanalyse
Darbietungsformen:
-
fiktionaler Bericht
zur Darbietung von Geschehen, z. B. im ersten Abschnitt, in dem
berichtet wird, wie der Mann die dunkle Vorstadt auf der Suche
nach etwas Brennholz durchstreift
Zeitgestaltung
Raumgestaltung
-
Symbol- und
Handlungsraum:
Die (im Krieg) vollständig zerstörte Vorstadt mit ihren Häuserruinen
-
Handlungsraum:
ein einziger Raum (wahrscheinlich Küche, Wohn- und Schlafraum) der
ganzen kleinen Familie, von dessen Inventar nur der Blechofen erwähnt
wird, dazu implizit vielleicht ein Kinderbett, in dem das Neugeborene
schläft, sowie Haferflocken als einziges verfügbares Nahrungsmittel;
ansonsten ohne
besondere räumliche Perspektivierung
Figurengestaltung
Erzählperspektive
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Textsorte
-
Kurzgeschichte:
unvermittelter Beginn, offener Schluss; Alltäglichkeit der Sprache,
des Ortes, der Personen; Kürze; Punktualität der Zeit, des Ortes,
der Personen, der Handlung
Motivgegensätze
-
Kälte und Wärme: "Ihr
Atem hing weiß im Zimmer, so kalt war es.", "Es
ist kalt." vs. im Blechofen glimmt Feuer auf und wirft "eine
Handvoll warmes Licht durch das Zimmer",
-
Dunkel und Licht:
dunkle
Vorstadt,
Mond fehlte,
Sterne
waren nicht da;
die drei
Dunklen, "befühlte
im Dunkeln den Esel",
dunkle
Könige, "stiegen
sie in die Nacht hinein" vs. "fiel
wieder eine Handvoll Licht über das schlafende Gesicht", "vom
Ofen her fiel eine Handvoll Licht hell auf das kleine schlafende Gesicht",
"Heiligenschein",
▪
Motiv des Lichts
▪ Überblick
▪ Das Licht als Symbol
-
Trauer und Glück:
"eine
Latte morsch aufseufzte", "Das
Holz seufzte.", "sie
weinte dabei, die Tür", vs. "lachte
er", "Nein,
ich glaube, er lacht, antwortete die Frau."
-
Zerstörung/Not und
Hoffnung: "Häuser
standen abgebrochen gegen den Himmel";
dritte hatte keine Hände. Erfroren", "hatte
dicke umwickelte Füße", "Der
dritte zitterte" vs. das neugeborene, erst eine Stunde alte
Kind, "es
pustete leise daraus. Nase und Ohren waren rot. Er lebt, dachte die
Mutter. Und das kleine Gesicht schlief.",
der geschnitzte Esel,
die zwei
Bonbons für die Frau, "Kuck
mal, wie lebendig es ist, sagte sie stolz.", "Nein,
ich glaube, er lacht, antwortete die Frau.",
Weihnachten,
Sprache und Stil
Satzbau
-
in der Regel einfach,
sehr oft Parataxen
(einfache Hauptsätze) die (asyndetisch)
aneinandergereiht sind, z. B. "Drei waren es. In drei alten
Uniformen. Einer hatte einen Pappkarton, einer einen Sack. Und der
dritte hatte keine Hände. Erfroren, sagte er, und hielt die Stümpfe
hoch. Dann drehte er dem Mann die Manteltasche hin."
-
oft grammatischer
Parallelismus
-
Ellipse, z. B.
"In drei alten Uniformen."
Wortwahl
-
im Allgemeinen
einfache und leicht verständliche Wörter
-
Vielzahl
anschaulicher und übertragenen Sinn gebrachte Adjektive, z. B.
"kalt", "dunkel", "morsch", "müde", "leise",
"süß", "blassblau"
-
anschauliche Verben,
die oft
anthropomorphisierend zur
Personifikation
eingesetzt werden, z. B.
Die Besonderheiten
des Stils von Wolfgang Borchert
Die Sprache von ▪
Wolfgang Borcherts ▪
Kurzgeschichten ist nicht sofort nach jedermanns Geschmack. Sie
unterscheidet sich von unserer Alltagssprache und zeigt deutlich auf,
dass sie ästhetisch, mit dem Ziel eine bestimmte Wirkung beim Leser zu
erzielen, gestaltet ist.
Besonders ins Auge
fallen Leserinnen und Lesern bei der Lektüre von ▪
Wolfgang Borcherts ▪ Kurzgeschichten
meistens fünf sprachliche Besonderheiten, die neben anderen Borcherts
Schreibstil in besonderer Weise kennzeichnen:
Ganz allgemein "lebt
(Borcherts Prosa) (...) von der Überstilisierung" (Große
1991/82017, S. 90), die von sprachlichen
Extremsituationen, überdrehten Neologismen, Wortbildungen von extremer
Länge ebenso gekennzeichnet ist wie von parataktischen Reihungen.
Ziel des Einsatzes
dieser sprachlich-stilistischen Mittel ist es, "sprachliche
Möglichkeiten gegen das Verstummen bzw. die überall lauernde
unaussprechliche Wirklichkeit" (ebd.,
S. 91) zu mobilisieren.
Die Beutung der
Aufzählungen, Amplifikationen und Wiederholungen sowie der Reihung
Dabei erreicht
Borcherts Sprache besonders durch den Einsatz von Wiederholungsfiguren
seine eindringlichen ▪
Wirkungsakzent,
denn mit diesen auf besonders wichtige
Bedeutungsaspekte
hinzuweisen und die Texte zu rhythmisieren. Die "Wiederholung von
Kernbegriffen oder Kernformulierungen" geschieht dabei in Form von
verkürzten Sätzen (Ellipsen) ebenso wie in Form vollständiger, meist
einfacher Hauptsätze. Indem sie dabei oft in einen anderen Kontext
gestellt werden, sollen sie sie jeweils im Zuge einer
Amplifikation
(Verdeutlichung durch Variation) ihren Bedeutungsgehalt erweitern. (vgl.
ebd.)
Borcherts Sprache
"sammelt, häuft, steigert; sie ersetzt das Unaussprechliche, eigentlich
Gemeinte durch die Addition von Teilaspekten." (Schulmeister
1976, S.188ff.)
-
Seine bewusste
Verwendung von Aufzählungen (oft als
periphrastische
Reihung) fungiert bei ihm "als Ersatz für die fehlende Vokabel". (ebd.)
-
Die Wiederholungen
umschreiben das "Nicht-Genannte, Unbenennbare" (ebd.)
Mit den Verfahren,
Amplifikation, Addition und Wiederholung, spart Borchert damit eine
genauere und konkretere Gestaltung des Hintergrundes und situativen
Kontextes bewusst aus, um den Leser bzw. die Leserin auf das
hinzulenken, worum es ihm geht. Dabei zielt er auch darauf, das
dargestellte Geschehen, mitunter bis hin ins Groteske, zu verfremden.
(vgl. ebd.)
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Strukturbegriffe der Erzähltextanalyse ▪
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Auswahl (Zusammenstellungen
wichtiger Strukturbegriffe) ▪
Wer erzählt die Geschichte? (Aspekte
zur Gestaltung der Erzählinstanz) ▪
Wie wird erzählt? (Zeit,
Modus, Stimme) ▪
Was wird erzählt? (Handlung,
erzählte Welt, Figur, Raum)
Analyse erzähltechnischer Mittel in der Schule: Auswahl
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Bausteine
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.12.2023
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