Neben dem ▪ produktorientierten Schreiben einer
Inhaltsangabe durch jeden Schreiber bzw. jeder Schreiberin für sich
allein kann der Schreibprozess aber auch prozessorientiert organisiert
werden.
Beim ▪
schrittweise kooperativen Schreiben (Interactive writing) geht es
nicht mehr nur um den Output, das Schreibprodukt also, das am Ende herauskommen
soll. Stattdessen richtet sich die Aufmerksamkeit
dabei besonders darauf, wie man eine Inhaltsangabe schreibt, genauer gesagt; wie man den Schreibprozess plant, organisiert und gestaltet.
Im Team zu schreiben ist dabei eine ziemlich komplexe Angelegenheit,
weil sich auch die Beziehung der Mitglieder zueinander und andere
▪
gruppendynamische Faktoren auf das Arbeiten
jedes einzelnen auswirken. Nur wenn
alle auch wirklich bereit sind, zusammenzuarbeiten und einen Beitrag zu
leisten, können sich die positiven Wirkungen kooperativen Arbeitens
einstellen.
Das kooperative Schreiben einer Inhaltsangabe stellt also auch Anforderungen
an die soziale Kompetenz jedes einzelnen, die bei einem individuellen
Schreibprozess keine Rolle spielen. Man will damit vor allem erreichen, dass
jeder einzelne Schreiber bzw. jede einzelne Schreiberin mit Hilfe der
anderen Teammitglieder eine möglichst zutreffende und weiterführende
Einschätzung seiner Leistungen gewinnen kann.
Dadurch dass das textmusterkonforme und produktorientierte Schreiben von
Inhaltsangaben nicht im Mittelpunkt steht, können beim
prozessorientierten Schreiben auch die
inhaltlichen Zusammenfassungen von Texten und die dabei
entstehenden Sekundärtexte ganz
unterschiedlich aussehen. Statt dem globalen, vergleichsweise
streng normierten Textmuster der schulischen Inhaltsangabe kommen dann auch ▪
diskontinuierliche Formen der
Textzusammenfassung zum Zuge wie z. B. ▪
lineare
Stichwortliste oder ▪
strukturierende Stichwortlisten,
zitierte oder paraphrasierte Kernstellen und/oder zusammenfassende Notizen
sowie ▪ weitere Formen. (vgl.
Becker-Mrotzek/Böttcher
(2011, S.171, die solche inhaltliche Zusammenfassungen von
expositorischen
Texten (Gebrauchstexten) als Exzerpt bezeichnen)
Für die Informationsentnahme aus einem Primärtext sind dann
vor allem Fragen wie die folgenden wichtig:
-
Welchem (kommunikativen)
Zweck soll die Textzusammenfassung dienen?
-
Welche Inhalte zur Klärung
eines bestimmten Problems sind in einem Text vorhanden?
-
Wie lassen sich diese
Informationen verdichten?
-
In welcher Weise soll die
Textzusammenfassung gestaltet sein, damit sie ihrer Informationsfunktion
gerecht werden kann?
Allerdings ist auch das Schreiben im Team nicht voraussetzungslos und
bedeutet im Vergleich zum produktorientierten Schreiben kein "Drauloswursteln"
in der Gruppe.
Um die eigene Textarbeit und Leistung angemessen einschätzen zu können, muss
jedes Mitglied des Teams in der Lage sein, dem jeweils anderen so Feedback
zu geben, dass es ihm helfen kann, sich und seine Leistungen einzuschätzen
und sich weiterzuentwickeln (metakognitive
Fähigkeiten).
Das ist gar nicht so einfach: ▪
Feedback geben
und ▪
Feedback nehmen
will geübt sein. So sollte ein insgesamt ▪
förderliches
Feedback:
Was dieser Katalog fordert, kann nur nach und nach umgesetzt werden, sollte
aber dennoch als Ziel vor Augen stehen.
Dies gilt um so mehr, wenn die Teammitglieder Schülerinnen und Schüler sind,
die noch nicht soviel Erfahrung mit dem Feedback der Gleichaltrigen (Peer-Feedback)
haben und dessen Bedeutung für das eigenverantwortliche Arbeiten noch nicht
in vollem Umfang begriffen haben.