▪ Sprechen als Handeln
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Überblick ▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
Fragen
sind den/die ▪
Partnerin*
festlegende Sprechakte. Sie stellen im Kern ▪
Aufforderungsakte dar, da sie
eine/n Partnerin* in der Regel veranlassen sollen, eine verbale
Äußerung zu machen.
Dabei
will die Person, die einem/r anderen eine Frage stellt,
mit der erwarteten Antwort des/der Partnerin* eine Information
bekommen und damit sein Wissen erweitern.
Die als ▪
Sprechakt den/die Partnerin* festlegende Entscheidungsfrage stellt einen
Sachverhalt
in ▪ Frage. Beispiele dafür:
-
Soll das Rauchen in
allen öffentlichen Räumen verboten werden?
-
Warst du gestern im
Stadion?
-
Ich frage dich, hast
du Anna geküsst?
Das nachfolgende Bild zeigt die verschiedenen Arten des Sprechaktes in
jeweils einer Äußerung:
Für
größere Ansicht bitte an*klicken*tippen!
Die
Antwort: Ja, nein, vielleicht oder kommt drauf an
Ein/e Sprecherin*, der/die eine Entscheidungsfrage gestellt bekommt, kann
darauf mit einem klaren Ja oder Nein antworten oder der
Äußerung nur eingeschränkt, z. B. mit vielleicht oder kommt drauf
an zustimmen.
Kommt die Frage "negativ" daher ("Warst du nicht zu Hause?) kann der
Widerspruch in der Antwort mit doch formuliert
werden.
Sprachliche Varianten der Entscheidungsfrage
Der Sprechakt der Entscheidungsfrage kann mit einer
explizit-performativen Formel vollzogen
werden, die
sowohl im Alltag, aber vor allem bei offiziellen Anhörungen oder
polizeilichen oder gerichtlichen Vernehmungen verwendet werden, wie in
folgenden Beispielen:
-
Ich frage dich jetzt zum letzten Mal: Hast du den Whisky
verschwinden lassen?
-
Ich frage Sie hiermit, ob Sie die Party um 22.30 Uhr
allein verlassen haben.
-
...
Die
Standardform
einer Entscheidungsfrage ist ein "Stirnsatz" bzw. Fronsatz,
bei dem das finite Verb am Satzanfang steht:
-
Gehen wir zu dir oder zu mir?
-
Haben Sie die Party um 22.30 Uhr verlassen?
-
Gehen wir zu Fuß nach Hause?
-
...
Entscheidungsfragen können aber auch die Form von Aussagesätzen
(Konstativsätzen) haben. Dann steht das finite Verb an zweiter
Stelle. Damit ein Aussagesatz als Frage verstanden werden kann,
muss er bei der Äußerung wie eine Frage klingen.
Klingt die Äußerung bei ihrer Artikulation wie eine Frage, kann
man auch viele andere sprachliche Formulierungen verwenden, um
eine Entscheidungsfrage zu stellen, z. B.
Wer
die Entscheidungsfrage illokutiv so modifizieren will, dass z.
B. eine gewisse Skepsis hineingelegt wird oder eine Überraschung
mit ausgedrückt werden soll, kann dies mit Partikeln wie in den
folgenden Beispielen tun:
Wer
Fragen mit denn und etwa formuliert, sind
tendenziös, weil sie eine negative Antwort erheischen. In
umgekehrter Weise wirkt die Verwendung von nicht in einer
Frage. Man kann es nur in vollständige Sätze, die ein Verb
enthalten einsetzen und zielt damit auf eine positive Antwort.
(vgl.
Engel
31996, S.53f.,
22009, S.45f.)
Entscheidungsfrage als Indikator für den dialektischen
Erörterungstyp in der Schule
Bei
der ▪ Problem- und
Sacherörterung dient die Entscheidungsfrage als Kriterium für den ▪
dialektischen Erörterungstyp.
Die Responsivität der Entscheidungsfragen
Wer immer
wieder einmal erlebt, wie einen ungebetene Anruferinnen*, die
einem irgendetwas andrehen wollen, oft das Gespräch beginnen,
weiß, wie schnell man "Opfer" von Entscheidungsfragen werden
kann und antwortet, obwohl man sich eigentlich vorgenommen hat,
solche Anruferinnen* sofort auflaufen zu lassen und das
Gespräch, noch ehe es begonnen hat, wieder zu beenden. Ein
typisches Beispiel für ein solches Gespräch nach dem Abheben:
-
"Sie
trinken doch hin und wieder gerne ein Fläschchen Wein,
stimmts?"
-
"Ja,
schon."
-
"Das soll
dann ja auch schmecken, nicht wahr?"
-
"Ja,
sicher."
-
"Bestimmt
haben Sie da schon von unserem Angebot gehört?
-
"Äh,
nein."
-
"Das macht
nichts. Aber Sie wollen sich doch eine einmalige Gelegenheit
bestimmt nicht entgehen lassen, oder?"
-
....
Dass dem so
ist, liegt an der so genannten
Responsivität
des Sprechaktes, der als
initiierender Akt besonders gut geeignet ist, einen
Gesprächspartner zu einer Antwort zu veranlassen (respondierender
Akt, die
responsiv ist, d. h. Intention und Inhalt der Frage
aufnimmt. Ehe man sich also versieht, ist man an der Angel. Aus
dem gleichen Grund versuchen Journalistinnen* auch häufig, ihr ▪
Interview mit einer Entscheidungsfrage zu beginnen.
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Sprechen als kommunikatives Handeln
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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