Du selbst als Verfasser/-in deiner ▪ strukturierten
Textwiedergabe fragst den, wenn auch nur vorgestellten Leser deines
Textes gar nichts, sondern informierst ihn bloß. So teilst du ihm
bestenfalls mit, dass der/sie als Autor/-in des Ausgangstextes
(Primärtextes),
seine/ihre Leser/innen fragt, eine Frage aufwirft oder eine ▪
rhetorische Frage stellt.
Ein Beispiel:
Wenn also in einem Text steht:
"Was ist von einer Moral einer sich moralisch verstehenden
Institution zu halten, die offensichtlich das Nicht-Geborenwerden für ein
entschieden größeres Übel hält als die Unerfreulichkeit, an Unterernährung
zu verrecken?"
dann kann die strukturierte Textwiedergabe nur
so oder so ähnlich lauten:
Der Autor wirft die Frage auf, was von einer
solchen Moral zu halten sei, die den Hungertod für weniger schlimm hält
als das Nichtgeborenwerden.
Formulierungen wie:
-
"Da müssen wir uns fragen, was von ..." oder
-
"Was
bringt eine solche Moral, wenn sie den Hungertod eher in Kauf nimmt als
Geburtenkontrolle?"
sind aus den oben genannten Gründen
bei der strukturierten Textwiedergabe nicht korrekt.
Wenn du das mit dem Fragezeichen verstanden hast, ahnst du unter
Umständen schon, wieso sich das Ganze beim Ausrufezeichen ebenso verhält.
Das Ausrufezeichen kennzeichnet neben ▪
Aufforderungen Äußerungen (▪
Sprechakte),
die mit einer erhöhten Lautstärke oder mit besonderer Eindringlichkeit
geäußert werden (Engel
1996, S. 834)
Da du aber, wie gesagt sachlich-nüchtern über Aufbau,
Inhalt und Gedankengang eines Textes informieren sollst, richtest du
-
keine Aufforderungen an deinen
(vorgestellten) Leser,
-
appellierst nicht an ihn und
-
drückst auch nicht mit einem oder noch
schlimmer: mit mehreren Ausrufezeichen aus, wie viel oder wie wenig dir
persönlich an einer bestimmten Sache liegt.
Das allein ist Sache des Autors
bzw. der Autorin, deine ist es, zu erfassen und zu beschreiben, wenn er/sie
dies in seinem Text tut.
Ein Beispiel:
Wenn also in einem Text über die Fernsehsendung ▪ "Big
Brother" steht:
"Oder soll das
Ganze nur ein Spiel sein? Aber immerhin über
100 Tage!"
dann kann die strukturierte
Textwiedergabe nur so oder so ähnlich lauten:
Der Autor wirft die Frage
auf, ob Big Brother nur als Spiel aufzufassen sei. Eindringlich bringt er
aber die auf über hundert Tage angelegte zeitliche Dauer des Ganzen als
Einwand gegen eine mögliche positive Antwort hervor.
Formulierungen wie: "Soll man Big Brother also einfach nur als Spiel
ansehen? Das bei einer zeitlichen Dauer von über hundert Tagen!" sind
daher bei der strukturierten Textwiedergabe nicht korrekt.
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Also: Fragezeichen und
Ausrufezeichen gehören zu den sprachlich-stilistischen
Gestaltungsmitteln des Ausgangstextes und haben in der strukturierten
Textwiedergabe nichts zu suchen. |