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Biografie und Autobiografie des Autors bzw. der Autorin

Imagination als Mittel literaturhistorischer Kontextualisierung

Methoden des Literaturunterrichts – Hinzuziehen von Kontexten ( Kontextualisierung)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
LiteraturAutorinnen und Autoren Literarische Gattungen Literaturgeschichte Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation LiteraturunterrichtÜberblick ▪ Literarische Kompetenz Zugänge zu literarischen Texten Methoden des Literaturunterrichts Überblick Literaturbezogene LeseanimationLesetagebuchVorlesen durch die LehrpersonGestaltendes LesenSzenisches LesenBuchvorstellungLiterarisches GesprächFragend-entwickelndes InterpretierenAufgaben zur Textanalyse ▪ Hinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung) Überblick [ Biografie und Autobiografie des Autors/der Autorin Überblick Imagination als Mittel literaturhistorischer Kontextualisierung ◄ Vernetzte Biographeme Autobiografische Texte ] Rezeptionsgeschichtliche Kontexte Gesellschaftshistorische Kontexte  TextvergleichText-Bild-VergleichOperative VerfahrenTextproduktive VerfahrenBildnerisches und musikalisches Gestalten zu literarischen TextenDarstellendes Spiel und szenische Interpretation Projektorientiertes ArbeitenPortfolio-Arbeit im Umgang mit literarischen Texten und Themen Phasenmodelle für Einzelstunden und Kurzsequenzen (Mikromodelle) Künstliche Intelligenz (KI) und Literaturunterricht Handlungs- und produktionsorientierter UnterrichtVerschiedene literaturdidaktische Aspekte und Aufgaben Literaturkanon Schreibaufgaben im Literaturunterricht Textauswahl   Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
  

 

Literaturgeschichte
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Didaktische und methodische Aspekte
Überblick
Orientierungswissen und Überblickswissen
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Epochenkonstrukte reflektieren
  Querschnitte und Epochenumbrüche
Traditionelle Epochenkonstrukte oder Random Access?
Anekdotisches Erzählen
"Erinnerungsarbeit" mit Schneisen und Erkundungsrouten
Der biografische Ansatz im Wand
el
Historisches Erzählen
Literaturgeschichte in gängigen schulischen Lehrwerken

 ▪ Zugänge zu literarischen Texten
Überblick
Kognitiv-analytische Zugänge
Überblick
Gattungswissen
Textanalysewissen
Literaturgeschichtliches Wissen
Autorenwissen (Biografisches und autobiografisches Wissen)
Intertextuelles Wissen

Methoden des Literaturunterrichts
Überblick
Hinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung)
Überblick
Biografie und Autobiografie des Autors/der Autorin
Rezeptionsgeschichtliche Kontexte
Gesellschaftshistorische Kontexte

Im Rahmen der Didaktik und Methodik • (literatur-)historischer Kontextualisierung gewinnt auch der Imaginationsansatz zusehends an Gewicht. Er zielt unter Nutzung der Imagination und des Anschaulich-Machens darauf, Identifikationsprozesse mit bestimmten historischen Personen, z. B. Autorinnen und Autoren zu initiieren. Dabei kommt es darauf an, "Dichter 'vom Sockel' der Heldenverehrung zu holen" (Pauldrach 2020, S.12), und sie als Individuen auch in ihrem normalen Alltagsleben abseits des Literaturbetriebs erfahrbar zu machen, "um von dort den Bogen zurück zur Literatur zu schlagen." (ebd.) Damit dies gelingen kann, muss der jeweilige Dichter ggf. auch mit seinen Widersprüchlichkeiten, Krisen und Misserfolgen als individuelle Person sichtbar werden.

Als Quelle für solche, durchaus auch anekdotischen Zugänge können eine große Zahl populärwissenschaftlicher Texte herangezogen werden, die mit ihrem "launigen" Schreibstil "in gewisser Weise "auch den Voyeurismus der Leser befriedigen" (ebd.), insgesamt aber "Dichter/innen weder als Heroen noch als 'blutleere Papiertiger', sondern als menschliche Individuen im Literaturunterricht (...)  präsentieren." (ebd.) Dennoch müssen Imagination und kognitiv-analytische Reflexion auch weiterhin Hand in Hand gehen und das Ziel des Literaturgesichtsunterrichts kann sich selbstverständlich nicht darin erschöpfen, "Schüler/innen ausschließlich durch die 'Schlüssellochperspektive' zu motivieren." (ebd., S.13)

Insgesamt soll mit dem Imaginationsansatz der Kontext gewissermaßen zum Leben erweckt werden. Um dies zu erreichen, eignen sich eine ganze eine Reihe  handlungs- und produktionsorientierten Methoden, die im Literaturunterricht auch zum • Repertoire kreativen Schreibens oder • Verfahren der szenischen Interpretation der gezählt werden. So lassen sich fiktive Interviews mit historischen Personen (ggf. auch • mit KI-Unterstützung) gestalten, Rollen- und Simulationsspiele sowie Konfliktrollenspiele oder auch der szenische Umgang mit Biografien inszenieren u. ä. m.

Wenig hilfreich dürfte es allerdings sein, den Imaginationsansatz auf einen personenzentrierten Zugang im Geschichtsunterricht zu reduzieren, der seine Aufgabe vor allem darin sieht, in der Konkurrenz zu anderen über die Medien vermittelten Vorbildern ("Medien- und Sportstars" Gautschi 2013) per Bildungs- oder Lehrplan verordnete historische Vorbilder und "positive Identifikationsfiguren" (ebd.) zu verordnen. Das dürfte auch niemand ernsthaft im Auge haben, der die prinzipielle Bedeutung von Vorbildern für junge Menschen im Auge hat.

Eine Möglichkeit, Imagination und personenzentrierten Zugang ohne Abkoppelung von historischer Urteilsbildung und ausreichender Quellenkenntnis so zu nutzen, dass im Normalfall keine suggestiven oder manipulative Wirkungen zu erwarten sind, besteht darin, Einzel- oder Gruppenporträts von historischen Personen in unterschiedlicher medialer Gestalt erstellen zu lassen.

Ob und auf welcher Grundlage der Personenkreis einzugrenzen ist, der als "positive Identifikationsfiguren" überhaupt in Frage kommen kann, ist hingegen nicht einfach und muss stets seine Voraussetzungen offenlegen, damit ein reflektierter Umgang damit möglich ist.

Zudem muss stets auch berücksichtigt werden, dass Schülerinnen und Schüler auch selbst darüber entscheiden müssen, welche historische Figur, der sie begegnen, von ihnen porträtiert und als Identikationsfigur zur Entwicklung ihrer eigenen Identität beitragen soll.

Dass sie aber überhaupt historischen Figuren begegnen können, die in den verschiedenen medialen Blockbuster-Formaten im Gegensatz zu früheren Zeiten nicht mehr auftauchen, muss Aufgabe des Geschichtsunterrichts sein, der damit auch dazu beiträgt, jene Frauen und Männer, Jugendlichen und Kinder aus dem "kulturellen Gedächtnis" der Gesellschaft abzurufen und zu bewahren, die - diese Wertung lässt sich nicht vermeiden - "einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Zusammenlebens oder der sozialen Gerechtigkeit" (ebd.)  hier und in der Welt geleistet haben.

Der Wiederaufwertung der Imagination wird entgegengehalten, dass eigentlich zu naiven Geschichtsbildern zurückgekehrt werde. Pauldrach hält dem entgegen, dass es in einem auf Imaginationsprozesse setzenden Geschichtsunterricht oftmals gar nicht darum gehe, solche mentalen Modelle zu erzeugen, sondern bestehende Vorstellungen zu korrigieren, da die Schülerinnen und Schüler "bereits bestimmte Vorstellungen von Autoren oder literaturhistorischen Ereignissen in den Unterricht mit(bringen), generiert durch Medieneinflüsse oder andere Erscheinungen der populären Geschichtskultur." (Pauldrach 2020, S.17).)

So einleuchtend die Vermutung im Allgemeinen aber auch klingen mag, der Hinweis darauf, dass bestimmte Medienformate im Fernsehen mit ihren personalisierenden Geschichtsdarstellungen wie z.B. "ZDF-History" mit »Guido Knopp (geb. 1948)) Einfluss darauf nehmen könnten, "dass einzelne Personen der Geschichte künftig häufiger im Unterricht auftauchen (vgl. Gautschi 2013)", ist angesichts der Tatsache, dass solche Formate in den traditionellen Medien von jungen Leuten wohl nur in Ausnahmefällen gesehen werden, reine Spekulation, die wenig zur Legitimation des Imaginationsansatzes beitragen kann.

Trotzdem steht natürlich der Erfolg auch der Fernsehsendungen Guido Knopps mit ihrem besonderen Stil aus einer Mischung von Originalbildern, Interviews mit Zeitzeugen und Experten und nachgestellten Spielszenen nicht in Frage.

Wer indessen empirisch untersuchen will, welche historischen Personen über die Medien ins Bewusstsein heutige Jugendlicher rücken, muss sich wohl viel mehr als mit Sendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten damit beschäftigen, wo sich Jugendliche heute ihre medial vorgeprägten historischen Informationen und Vorbilder herholen.

Dessen ungeachtet ist es sehr wichtig zu sehen, wie sich Dokumentationen seit Einführung des Privatfernsehens 1984 mehr und mehr in Richtung Fiktionalisierung und Unterhaltung bewegt und eigene Edutainment-Formate dafür entwickelt hat.

So bedienen sich moderne dokumentarische Formate erprobter "Dramaturgien des Spielfilms bis zum Casting der Protagonisten und dem Einsatz von bombastischer Musik und Sound-Design. Der Spielfilm bedient sich auf der anderen Seite Strategien des Dokumentarischen mit entsprechender Kameraarbeit oder der Nutzung von dokumentarischem Material wie historischem Archiv- und Amateurmaterial sowie Wochenschau-Bildern.

Dies führte zur Entwicklung zahlreicher neuer dokumentarischer Formate wie Doku-Drama, Living History, Doku-Fiktion bis zum Mockumentary, dem gefälschten Dokumentarfilm." (Hoffmann 2014, S.28) Dabei hat man in den späten 1980er-Jahren zunächst mit Doku-Soaps in Form persönlicher Zeitreisen serielle Formate entwickelt, "die Geschichten verweben und durch ihren dramaturgischen Aufbau mit Spannungsbögen und Cliffhangern dafür sorgen, das Publikum bei der Stange zu halten." Daraus entwickelten sich z. B. Living-History-Formate, "die Ereignisse in einen historischen Rahmen setzten. Wie bei einer Zeitreise wurden die Protagonisten von heute in die Lebensumstände vergangener Epochen versetzt und mussten sich dort bewähren." (ebd.)

Über Doku-Dramen, die anfangs noch neben den dominierenden dokumentarischen Sequenzen mit nur wenigen reinszenierten Szenen auskamen, entwickelte sich das Format der Doku-Fiktion, deren Produkte "nahezu ganz auf dokumentarisches Material verzichteten, sich vage auf historische Quellen bezogen und dadurch ihre Geschichten legitimierten." (ebd.) Als Beispiel mit einem literaturgeschichtlichen Bezug führt Hoffmann den Film "Goethe – Magier der Leidenschaft" (2007) (»YouTube Teil 1/ »Teil 2/ »Teil 3) von »Günter Klein (geb.1956) an, die Leidenschaft und Verliebtheit des 74 Jahre alten »Johann Wolfgang von Goethe (1749-1932) für die siebzehnjährige »Ulrike Levetzow (1804-1899) zum Thema hat. Diese Beziehung rekonstruiert Klein, dem es dabei aber vor allem darum geht, Wissen emotional zu vermitteln, aus Tagebucheintragungen und Briefen Goethes, nutzt aber auch den Spielraum, den ihm die Gestaltung von fiktiven Dialogen lässt.

Ingesamt gesehen, so resümiert Hoffmann, hätten sich die Formate bis 2014 aber "von einer Geschichte verabschiedet, die von großen Männern gestaltet wird, hin zu einer Alltagsgeschichte" (ebd., S.30) entwickelt.

 

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 14.08.2024

   
 

 
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