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Biografie und Autobiografie des Autors bzw. der Autorin

Autobiografische Texte

Methoden des Literaturunterrichts – Hinzuziehen von Kontexten ( Kontextualisierung)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
LiteraturAutorinnen und Autoren Literarische Gattungen Literaturgeschichte Motive der Literatur Grundlagen der Textanalyse und Interpretation LiteraturunterrichtÜberblick ▪ Literarische Kompetenz Zugänge zu literarischen Texten Methoden des Literaturunterrichts Überblick Literaturbezogene LeseanimationLesetagebuchVorlesen durch die LehrpersonGestaltendes LesenSzenisches LesenBuchvorstellungLiterarisches GesprächFragend-entwickelndes InterpretierenAufgaben zur Textanalyse ▪ Hinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung) Überblick [ Biografie und Autobiografie des Autors/der Autorin ÜberblickImagination als Mittel literaturhistorischer Kontextualisierung Vernetzte Biographeme Autobiografische Texte ] Rezeptionsgeschichtliche Kontexte Gesellschaftshistorische Kontexte  TextvergleichText-Bild-VergleichOperative VerfahrenTextproduktive VerfahrenBildnerisches und musikalisches Gestalten zu literarischen TextenDarstellendes Spiel und szenische Interpretation Projektorientiertes ArbeitenPortfolio-Arbeit im Umgang mit literarischen Texten und Themen Phasenmodelle für Einzelstunden und Kurzsequenzen (Mikromodelle) Künstliche Intelligenz (KI) und Literaturunterricht Handlungs- und produktionsorientierter UnterrichtVerschiedene literaturdidaktische Aspekte und Aufgaben Literaturkanon Schreibaufgaben im Literaturunterricht Textauswahl   Schreibformen  Operatoren im Fach Deutsch
  

 

In der Biografik spielen literarische Darstellungen von Lebensläufen in Autobiografien, biografischen Essays und in biografischen Romanen eine zentrale Rolle, die in ihrer Vermischung von Fiktion und Realität in der angloamerikanischen Forschung als faction bezeichnet werden. d. h. als "Kontanimation von fact und fiction". (Scheuer 2007, S.234) Dabei hat die wissenschaftliche (Auto-)Biografieforschung eine Reihe unterschiedliche Ansätze entwickelt, die hier nicht dargestellt werden können. Soviel nur: Durch diese Ansätze haben sich die Themen und Interessen der Forschung deutlich verändert. Sie hat nicht nur im Bereich der Gender-Forschung seit den 1980er Jahren "ein breites Korpus weiblicher Autobiographik erarbeitet, sondern auch subjekt- und gattungstheoretische Differenzierungen vorgenommen". (Kraus 2009, S.25)  Die kulturwissenschaftliche Auffassung, dass Autobiografie statt als Gattung besser als kulturelle Praxis zu verstehen sei, rückt dabei auch die "mediale Vermittlung der Autobiographie, die Dokumentation und Archivierung von Lebensgeschichten, Formen der oralen und gemeinschaftlichen Autobiografik wie z. B. Interviews oder ethnografische Autobiographien" (ebd.) in den Fokus.

Biografisches Wissen über Autorinnen und Autoren, das beim • Hinzuziehen von Kontexten im Zuge der • schulischen Textanalyse und -interpretation herangezogen wird, kann sich grundsätzlich "entweder auf Figuren beziehen, die in der Textwelt eines Textes vorkommen und eine Entsprechung in der außerliterarischen Wirklichkeit haben, oder auf das Leben der Autoren literarischer Werke selbst." (Abraham 2021, S.134)

Texte, die sich auf das Leben der Autorinnen und Autoren beziehen, können dabei von Dritten verfasste Texte in beliebiger medialer Gestalt sein oder autobiografische Texte, mit denen die Autor*innen selbst ihr Leben erzählen. Ob Biografien und Autobiografien dabei überhaupt als eigenständige literarische Gattungen aufzufassen sind, ist in den Fachwissenschaften strittig. Aus diesem Grunde tendieren manche Wissenschaftler*innen offenbar auch dazu, statt den Terminus Biografie oder auch Biografik den englischen Begriff "Life-Writing" vorzuziehen, der "alle Formen persönlicher Erzählungen, darunter auch Interviews, ethnographische Texte und Internetseiten, umfasst." (Kraus 2009, S.23)

Wie das, was gemeinhin Autobiografie genannt wird, zu bezeichnen ist und worauf die autobiografische Forschung ausgerichtet ist, hat sich dabei im Laufe der Zeit gewandelt. Mal werden dafür Begriffe wie "Geständnis", "Bekenntnisse" verwendet oder auch Termini wie "Autobiografik", "autobiografisches Erzählen" oder "autobiografisches Schreiben", um damit "ein erweitertes Konzept der Autobiographie zu etablieren, das neben der klassischen Autobiographie als einer umfassenden Erzählung auch Kleinformen wie Brief und Tagebuch sowie die Übergänge zwischen den einzelnen Formen integriert." (ebd.)

In der wechselvollen Geschichte der Autobiografie von Antike bis zur Gegenwart wurde immer wieder »Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) Autobiografie Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit  "als Inbegriff der Gattung" angesehen, weil sie "auf ein konstruktives Verhältnis von Subjekt und Geschichte" verweise. (ebd., S.28)

Das 20. Jahrhundert, dessen autobiografischen Werke durchaus auch in einer gewissen Kontinuität zu denen des 19. Jahrhunderts stehen, haben die Autobiografien die wohl größte Bedeutung und Verbreitung gefunden, zumal kaum ein namhafter Autor versäumt hat. seine Autobiografie zu verfassen. Daher hat man es auch als "Jahrhundert der Autobiographien" (ebd. S.29) bezeichnet. Die autobiografischen Texte durchbrechen dabei traditionelle Stilgrenzen, verändern die herkömmlichen Darstellungsformen und experimentieren in vielfältiger Weise mit ihnen.

Sie

(vgl. ebd. S.30)

Autobiografische Texte im Literaturunterricht

Autobiografische Texte können werden von Schülerinnen und Schülern besonders gerne zur Kontextualisierung eines literarischen Textes herangezogen. Sie glauben damit oft, "dem, was der Autor sagen wollte", bei ihrer Textdeutung besonders gut auf die Spur zu kommen.

So ziehen Schülerinnen und Schüler bei der Interpretation von Texten Franz Kafkas (1883-1924) immer wieder dessen • "Brief an den Vater" heran, unabhängig davon, ob dies besonders im Vergleich zu anderen Deutungsansätzen besonders ergiebig ist.( vgl. Abraham 2021, S.136) Der Eindruck, den sie von diesem autobiografischen Text Kafkas gewonnen haben, ist offenbar so groß, dass die vorschnelle Anwendung dieses Wissens auf alle möglichen Texte des Autors  Deutung zu "biographistische(n) Verkürzungen" (Nickel-Bacon 2014, S.95) führt, die vielleicht nicht unbedingt "falsch", aber doch so sehr vereinfachend sind, dass sie dem literarischen Text nicht gerecht werden. (vgl. ebd.) Ähnlich sieht dies auch Spinner (32019, S.239f.) der zugleich davor warnt, dass auf diese Weise "der literarästhetische Text zum bloßen Dokument" für biografisches Wissen werde, ohne auch nur annähernd zu erklären, warum ausgerechnet ein Autor wie Franz Kafka eine so bedeutende Rolle in der Literatur des 20. Jahrhunderts spiele. Dass Schülerinnen und Schüler dabei bei Leistungsaufgaben die Gelegenheit nutzen, dieses Vorwissen zur Sinnkonstruktion zu verwenden, ist dabei durchaus verständlich.

Dass biografische Daten auch den Charakter eines  "störende(n) biographische(n) Wissen(s " (Spinner 2022a, S. 176) annehmen kann, hat  Spinner (2022a) am Beispiel von Gedichten » Georg Trakls (1887-1914) gezeigt, die im Unterricht behandelt worden sind. So habe eine Schülerin bei der Behandlung von Gedichten des Autors durch eigene Recherchen von dessen Drogenabhängigkeit erfahren und dies im Unterricht eingebracht. Die Folge davon sei gewesen, dass "die Klasse die schwer verständlichen Gedichte nur noch als wirren Ausdruck eines Drogensüchtigen" eingeschätzt habe. Die große Gefahr besteht seiner Ansicht darin, dass "der literarästhetische Text zum bloßen Dokument" für biografisches Wissen werde.

Dass Schülerinnen und Schüler zu solchen biografistischen Verkürzungen tendieren, dürfte auch damit zusammenhängen, dass die damit verbundenen lebensweltlichen Bezüge ihnen vertrauter erscheinen als die abstrakten Deutungsrahmen anderer Ansätze. Der biografische Bezugsrahmen macht in ihren Augen  literarische Texte lebendiger, weil sie "erkennen, dass hinter dem Werk ein Mensch mit seinem Engagement, seinen Leidenserfahrungen und seinen Sehnsüchten steht." (Spinner (32019, S.239f.)

Zudem erwarten sie wohl, dass sie mit einer • lernstrategischen Orientierung, bei der sie das schreiben, was die Lehrkräfte vermeintlich erwarten, deren die Leistungserwartungen am besten erfüllen. Dies dürfte um so häufiger der Fall sein, je geringer ihre Fähigkeiten sind, inter- oder extratextuelle Kontexte auf ihre Stichhaltigkeit und Konsistenz zu prüfen.

So ist Spinner (2022a) durchaus beizupflichten, wenn er resümiert: "Wenn den Schülerinnen und Schülern biographische Information über einen Autor zur Verfügung gestellt wird, kann dies einer motivierenden Textlektüre dienen, weil das literarische Werk durch die Einbettung in einen Lebenskontext wirklichkeitsbezogener wird. Biographisches Wissen, z. B. zum Entstehungskontext eines Werkes, kann aber auch zu reduziertem Verstehen führen." (Spinner 2022a, S. 176)

 

Literaturgeschichte
Didaktische und methodische Aspekte
Überblick
Wege zu literaturgeschichtlicher Kompetenz
Traditionelle Epochenkonstrukte oder Random Access?
"Erinnerungsarbeit" mit Schneisen und Erkundungsrouten
Der biografische Ansatz im Wan
del (Anekdotisches Erzählen)

Methoden des Literaturunterrichts
Überblick
Hinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung)
Überblick
Biografie und Autobiografie des Autors/der Autorin
Rezeptionsgeschichtliche Kontexte
Gesellschaftshistorische Kontexte

 ▪ Zugänge zu literarischen Texten
Überblick
Kognitiv-analytische Zugänge
Überblick
Gattungswissen
Textanalysewissen
Literaturgeschichtliches Wissen
Autorenwissen (Autorkonzepte und biografisches Wissen)
Intertextuelles Wissen

Schülerbeispiele mit dem biographischen Ansatz in der Einleitung beurteilen und überarbeiten (Schreibkonferenz mit Expertengruppen)

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 18.08.2024

   
 

 
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