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Biografie und Autobiografie des Autors bzw. der Autorin

Vernetzte Biographeme

Methoden des Literaturunterrichts – Hinzuziehen von Kontexten ( Kontextualisierung)

 
FAChbereich Deutsch
Glossar
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Methoden des Literaturunterrichts
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Hinzuziehen von Kontexten (Kontextualisierung)
Überblick
Biografie und Autobiografie des Autors/der Autorin
Rezeptionsgeschichtliche Kontexte
Gesellschaftshistorische Kontexte

Heute gehört der • Zugang zu literarischen Texten in der Schule über das • Autorenwissen, d.h. dem biografischen und autobiografischen Wissen, in jedem Fall zu den gängigen • Methoden des Literaturunterrichts. Als ▪ Orientierungswissen und Überblickswissen dient es in der schulischen Praxis gewöhnlich der • schulischen Analyse und Interpretation bestimmter literarischer Texte und wird beim • Hinzuziehen von Kontexten im Rahmen der schulischen • kontextualisierten werkimmanenten Interpretation verortet.

Dabei wird dieses Wissen in unterschiedlichen Unterrichtssettings, meistens auch im Zusammenhang mit • Gattungswissen und allgemeinem • literaturgeschichtlichem Wissen, zu dem es gehört, erworben. Dabei wird dieses Wissen in unterschiedlichen Unterrichtssettings, meistens auch im Zusammenhang mit • Gattungswissen und allgemeinem • literaturgeschichtlichem Wissen, zu dem es gehört, erworben.


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Eine der Methoden, mit der dies erreicht werden kann, ist die Arbeit mit Biographemen. Hier verstehen wir darunter kleinste biografische Einheiten, die entweder als faktuale Erzählungen, die sich auf die Realität beziehen, in literarische Texte eingeschrieben sind oder Teil einer größeren biografischen Erzählung über das Leben eines Autors bzw. einer Autorin sind.

Solche biografischen Elemente erheben wie alle biografischen Texte einen Authentizitätsanspruch und stehen in einem Zusammenhang mit der fiktionalen Welt des literarischen Textes, ohne dieser insgesamt aber Faktizität zu verleihen.

Der offensichtliche Bezug solcher in einen literarischen Text eingeschriebenen Biographeme auf Faktisches fungiert nämlich im Grunde genommen wie dekorative, eben in eine Holzoberfläche eingearbeiteten »Intarsien, die als kunstvollen Einlegearbeiten andersfarbiger Hölzer, Elfenbein oder Metall in Holz schon seit über 4000 Jahren bekannt sind. Wie dieses kunstvolle Dekorationselement den Wert des damit verzierten Holzgegenstandes erhöht, stellen auch Biographeme, unabhängig davon, ob sie sich auf die Biografien von Figuren oder auf als Autobiographeme auf das Leben des Autors beziehen, ein "ästhetisches Plus" (Niefanger 2012, S.290) des fiktionalen Erzähltextes dar.

Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie im Allgemeinen nicht aus dem Erzähltext selbst erschlossen werden können, obwohl sie wie die Intarsien "eben", d. h. im Grunde ohne besondere "Unebenheiten" Teil des narrativen Ganzen sind. Meistens können sie nämlich "nur mit Rückgriff auf den Werkkontext, oft durch die Lektüre biographischer Zeugnisse oder über Biographien identifiziert werden." (ebd.) Biographeme tragen mit ihrem lebensweltlichen Bezug zur Kohärenz der Texte bei und können, wenn sie beim Lesen identifiziert werden, Brücken zum extratextuellen Kontext aufzeigen, die zur • Sinnkonstruktion genutzt werden können.

Schon »Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832) »Briefroman »Die Leiden des jungen Werthers aus dem Jahr 1774 enthält mit dem Selbstmord und der blau-gelben Kleidung zwei Beispiele für solche Biographeme, die zahlreiche Zeitgenossen leicht wiedererkennen konnten.

An den Beispielen von »Herta Müllers (geb.1953) Roman »Herztier (1994). »Monika Marons (geb.1941) Roman Endmoränen (2002) und Uwe Timms (geb. 1940) Roman Heißer Sommer (1974) zeigt Niefanger (2012) die Bedeutung und Funktion von Biographemen in der Gegenwartsliteratur auf.

Ein Netzwerk von Biographemen erstellen

Für die schulische Kontextarbeit, bei der biografisches und autobiografisches Wissen herangezogen werden soll, kann die Arbeit mit Biographemen, also kleinsten biografischen Einheiten, ein sehr motivierendes Vorgehen sein, um literaturgeschichtliches Orientierungswissen und Überblickswissen mit einem hohen Grad von Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler zu erwerben. Die Arbeit mit einem Netz von Biographemen im Unterricht ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, eine Vorstellung davon zu bekommen, "was in der Literaturdidaktik oft etwas verstaubt als »literarisches Leben« bezeichnet wird."  (Pauldrach 2020, S.8)

Dabei greift die schulische Version Ideen auf, die in einem Community-Projekt des »Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte und Theorie der Biographie in Wien, das inzwischen im »Forschungsverbund Geschichte und Theorie der Biographie an der Universität Wien aufgegangen ist, verfolgt worden sind. (vgl. ebd., S.7)

Wenn sich die Biografiearbeit vor allem darauf konzentriert, biografische Daten zu einem Autor bzw. einer Autorin mit denen anderer Autor*innen aus der Literatur-, Sozial, Geistes-, Politik und Kulturgeschichte in einer bestimmten Zeit über Hyperlinks herzustellen, entsteht über die Vernetzung verschiedener biografischer Elemente (Biographeme), die nicht fiktiv sind, stets nur einen Ausschnitt repräsentieren und teilweise fragmentarisch erscheinen, in einer Art work in progress das Narrativ einer Biografie, die in ihren vielfältigen Beziehungen betrachtet werden kann.

Zugleich wird damit auch ein besonderes Epochenmodell generiert, das in letzter Konsequenz ohne Termini der traditionellen "Epochenlehre" auskommt. Werden diese und das entsprechende traditionelle Ordnungssystem der Literaturepochen aber miteinbezogen, dienen die Biographeme nicht nur dazu, den "hegemonialen Deutungsanspruch" (Kepser/Abraham 42016, S.58) der Epochenkonstrukte aus der Autorenperspektive aufzubrechen. Sie fragen auch stets danach, was dafür oder dagegen spricht, einen bestimmten Autor überhaupt oder einer bestimmten Epoche zuzuordnen.

Die Arbeit mit Biographemen wird sich dabei im Allgemeinen über einen längeren Zeitraum erstrecken. Da die ausgiebige Beschäftigung mit der Biografie eines Autor oder eine Autorin im Literaturunterricht gewöhnlich an die Behandlung längerer Ganzschriften gebunden ist, kann sie den Lern- und Unterrichtsprozess auch über längere Zeit begleiten oder auch unabhängig davon als Projekt- oder Portfolioarbeit durchgeführt werden. (vgl. Pauldrach 2020, S.8)

Die Arbeit mit vernetzten Biographemen in der Schule sollte dabei nicht allein kognitiv-analytisch angelegt sein, sondern die von diesem Ansatz gewährten vielfältigen Möglichkeiten eines produktiven Umgangs mit den Biographemen Gebrauch machen, die auch szenische Inszenierungen u. ä. m. umfassen kann. In keinem Fall muss die Arbeit in jedem Falle in eine kohärente schriftlichen Narration münden, mit denen der Versuch unternommen werden soll, ie Biographeme als Ganzes zusammenzufassen  bzw. zu erzählen. Unter einer bestimmten problemorientierten Fragestellung, die auf der Auswahl bestimmter miteinander vernetzter Biographeme beruht, ist dies aber u. U. durchaus möglich. Diese sollte allerdings in der Regel schon zu Beginn der Biographem-Arbeit von den Schülerinnen und Schülern eigenständig entwickelt worden sein, um das Netz der Biographeme verbunden mit einem problemorientierten thematischen Ansatz "spinnen" können.

Ein solcher Ansatz kann auch, statt Biographeme vor allem über die zeitliche Dimension miteinander zu vernetzen, auch bestimmte Orte ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken, die "zu bestimmten Zeiten Zentren des literarischen und kulturellen Lebens waren, an denen sich literaturhistorische Entwicklungen in Form persönlicher Beziehungen vollzogen." (Pauldrach 2020, S.8)

Ein besonders gutes Beispiel dafür stellt das »Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zur Zeit »Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832), das mit Weimar und Jena solche herausragenden Zentren hatte.

Weimar war als Ort der Weimarer Klassik während der Regentschaft der »Herzogin Anna Amalia (1739-1807) und unter ihrem Sohn »Herzog Carl August (1757-1826) Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts durch die Anwesenheit von Christoph Martin Wieland (1733-1813), »Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), Johann Gottfried Herder (1744-1803), Friedrich Schiller (1759-1805) ein solches Zentrum. Das Netzwerk der sozialen Beziehungen, zu dem diese Autoren gehörten, reicht indessen weit über den so genannten »"Weimarer Musenhof" Amalias hinaus, dessen "Schlüsselpositionen" (Pauldrach 2020, S.8) nicht nur von dessen Mitgliedern, sondern auch von anderen Autoren, wie dem wohl erfolgreichsten Autor dieser Zeit August von Kotzebue (1761-1819) besetzt wurden, die das "geistige und politische Klima in Weimar" (ebd., S.9) geprägt haben.

Jena, unweit von Weimar, ebenfalls zum Herzogtum gehörend, wird ab 1799 "so etwas wie der geistig-kulturelle Mittelpunkt Deutschlands" (Neumann 2018, S.17) und darüber hinaus ab Mitte der 170er Jahre der "Mittelpunkt der abendländischen Philosophie - ein kurzer Augenblick im Zeitenlauf, aber der Moment, der unser Denken von Grund auf veränderte." (Wulf 22002, S.21) und zugleich das Zentrum der frühen Romantik.

In dem von ▪ August Wilhelm Schlegel (1767-1845) und Frau Caroline Schelling, geb. Michaelis, verw. Böhmer, gesch. Schlegel (1763-1809) und seinem Bruder »Friedrich Schlegel (1772-1829) und seiner Frau »Dorothea Veit (1764-1869) bewohnten Haus in der • Jenaer Leutragasse gaben sich alle, die zum Kreis der Romantiker zählten, die Klinke in die Hand. »Novalis (1772-1801) (= Georg Philipp Friedrich von Hardenberg), »Ludwig Tieck (1773-1835), »Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798), »August Wilhelm Schlegel (1767-1845) und »Friedrich Schlegel (1772-1829) sowie die Philosophen »Friedrich Schleiermacher (1768-1834), »Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), »Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) und der Naturphilosoph »Johann Wilhelm Ritter (1776-1810). Und selbst »Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), selbst kein "Romantiker" gehört zu dem von diesen Personen gestalteten biografischen Netzwerk.

Und auch ein modernes Beispiel zeigen, wie sich im Schnittpunkt eines bestimmten Ortes Personenbeziehungen unter besonderen Bedingungen für einen gewissen Zeitraum gestalten. So wird Marseille ab 1940 der Ort, an dem sich die Wege zahlreicher deutscher und österreichischer Schriftsteller, Intellektueller und Künstler auf der Flucht vor den Truppen der deutschen Wehrmacht und der SS kreuzen. (Wittstock 52024)

Methodische Anregungen zur Arbeit mit vernetzten Biographemen in der Schule

Um mit Biographemen zu arbeiten, kann man verschieden vorgehen. Hier ein paar wenige Anregungen:

Vernetzte Biographeme  z. B,

  • als Ausstellungsprojekt gestaltet und präsentiert werden.

  • mit einer Prezi-Präsentation besonders gut visualisiert werden.

  • aus einer kollaborativ angelegten Wiki-Arbeit entstehen

  • als e-Book gestaltet werden

  • ...

 

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Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 14.08.2024

   
 

 
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