▪
Schulische Schreibformen: Didaktische und methodische Aspekte
▪
Gestaltend
interpretieren
▪
Formen der gestaltenden
Interpretation
▪
Typische Schreibaufgaben
▪
Kriterien zur Selbst- und
Fremdbeurteilung
▪
Portfolioarbeit ▪
▪
Literarische Texte gestaltend
erschließen
●
Beurteilung schulischer
Textproduktionen und Schreibprozesse
▪ Überblick
▪ Kriterienkataloge zur Erfassung von
Textqualität
▪
Prüfend-bewertende
Beurteilung
▪
Förderliche
Begleitung von Schreibprozessen
Beim
produktorientierten Schreiben werden die von den
Schülerinnen und Schülern formulierten Texte auf der Grundlage
der gestellten ▪
Schreibaufgabe beurteilt.
Wenn es ▪ umfassende
Aufgaben sind, muss sich die ▪
prüfend-bewertende
Beurteilung nach den Lösungserwartungen richten, die mit den
entsprechenden Teilaufgaben verbunden sind. In der Regel handelt
es sich dabei um eine Kombination von ▪
kognitiv-analytischen
und textproduktiv-kreativen Aufgaben, wie in dem nachfolgenden
Beispiel, bei dem die jeweiligen Aufgaben mit
Verrechnungspunkten gewichtet sind.
-
Interpretieren Sie das Gedicht "Frühlingsfahrt"
("Die zwei Gesellen") von »Joseph von Eichendorff
(1788-1857) aus
dem Jahr 1818. Arbeiten Sie dabei die Schicksale der
beiden Gesellen sowie die Einstellung des lyrischen
Ichs heraus. Gehen Sie auf die romantischen Merkmale
ein. (40 BE)
-
Ein
expressionistischer Dichter antwortet dem lyrischen
Ich mit einem lyrischen Gegenentwurf. Entwerfen Sie
einen solchen. (20 BE)
-
Anschließend begründet der expressionistische
Dichter sein Gedicht und seine literarische Position
in einem Brief. (40 BE)
Das Vorwissen der Schülerinnen berücksichtigen
Insgesamt gesehen werden beim produktorientierten Schreiben
textproduktiv-kreativer Aufgaben bei der ▪
gestaltenden Interpretation
literarischer Texte im weitesten Sinne philologische
Kriterien herangezogen. Dabei hängt vom
Wissen (deklaratives
Wissen,
prozedurales
Wissen,
Sprachwissen,
Gattungswissen,
Textmusterwissen,
Textsortenwissen,
Textstrukturwissen,
sowie
Weltwissen) ab,
welche philologischen Aspekte mit welcher Gewichtung beurteilt
werden sollen.
Wie in allen solchen Fällen ist es aus
verschiedenen Gründen auch bei der konkreten Beurteilung von
Schreibprodukten nicht unbedingt ratsam, alle möglichen ▪
Dimensionen und
Kriterien für Textqualität, die sich in Kriterienkatalogen
fassen lassen, zu beurteilen.
Zugleich sollte man als Lehrkraft insbesondere im Zusammenhang
mit dem produktiv-kreativen Schreiben und eigenen literarischen
Gestaltungen der Schülerinnen* nicht nur die grundsätzliche
Mehrdeutigkeit der literarischen Vorlage akzeptieren, sondern
den Schülerinnen* auch den nötigen Gestaltungsspielraum bei
ihrem Schreiben gewähren, um ▪
keine normativen Vorstellungen darüber, was Literatur ist
und was nicht, quasi über die Hintertüre kreativen Schreibens
über das Notwendige hinaus wieder aufleben zu lassen. Am
besten nimmt man als Lehrkraft bei der Beurteilung
entsprechender Leistungen die Rolle einer Lektorin ein, "die das
Manuskript auf Brauchbarkeit prüft." (vgl.
Abraham
2010, S.104)
Um keine Missverständnisse zu entstehen zu lassen: Natürlich
bleibt ein innerer Monolog, der zu gestalten ist, ein innerer
Monolog. Wenn gefordert ist, einen literarischen Text
in einer anderen Weise zu transformieren, dann ist dies
eine Vorgabe, die, bei entsprechendem Vorwissen, umgesetzt werden
kann, ohne durch ihre Gebundenheit an eine bestimmte
Gestaltung ihr kreatives Potential zu verlieren.
Der unterschiedliche Stand, den Schülerinnen und Schüler beim
Erwerb der für die gestaltende Interpretation erforderlichen literarästhetischen
Rezeptions- und
literarästhetischen Produktionskompetenzen (literale
Kompetenz:
literale Rezeptionskompetenz,
literale Produktionskompetenz) im Rahmen von
Lese-,
Schreib-
und
Sprachkompetenzen erreicht haben, erfordert auch, dass
produktiv-kreative Gestaltungen nach ▪
Kompetenzstufen
differenziert zu betrachten sind.
Grundfrage der philologischen Beurteilungsperspektive
Nach
Abraham
(2001) kann man drei Perspektiven zur Beurteilung, Bewertung
und Benotung von produktiv-kreativen Schreibprodukten
unterscheiden (vgl.
Abraham
2010, S.103):
die ▪
produktorientierte
Perspektive mit philologischen Gütekriterien, die
▪
prozessorientierte Perspektive, die den Fokus auf die Texte als
Entwürfe und den Schreibprozess als solches richtet, und
die
▪
funktionale Perspektive, die die Funktion des jeweiligen
Textes im Rahmen des Lehr-/Lernprozesses und in der
Anschlusskommunikation über die literarische Vorlage und die
gestaltenden Interpretationen in den Mittelpunkt stellt.
Bei der philologischen Beurteilungsperspektive geht es stets um
die Frage: Welche philologischen (gattungspoetischen,
literaturgeschichtlichen, genre- und textsortenspezifischen,
adressatenorientierten und sonstigen strukturellen) Merkmale
literarischen Gestaltens werden unter plausibler Bezugnahme auf
den Ausgangstext umgesetzt?
Selbstverständlich können solche Fragen auch im Rahmen einer
▪ prozessorientierten Beurteilungsperspektive eine Rolle
spielen. Schließlich sollen auch in unterschiedlichen Formen
kooperativen Schreibens
im Rahmen des Schreibprozesses die in
Einzelarbeit entstandenen Schreibprodukte durch die
Mitglieder der jeweiligen Schreibgruppe beurteilt werden. Und
auch im Rahmen der
fördernden Beurteilung (▪
Lernberatung)
mit ihren vielfältigen ▪
Feedbackprozessen (▪
Scaffolding,
Peer-Feedback)
können solche philologischen Kriterien, z. B. bei ▪
Schreibkonferenzen, wichtige
Maßstäbe für die Beurteilung der Textqualität der
von den Schüler*innen produzierten Texte sein.
Gattungspezifische Kriterien
Unter dem Aspekt gattungsspezifischer Gesichtspunkte ergeben sich für
das produktiv-kreative Schreiben zu literarischen Texten einer
drei Literaturgattungen unterschiedliche Merkmalsbündel, die bei
der Beurteilung berücksichtigt werden können.
Sie orientieren
sich an den gattungsspezifischen Erschließungskategorien, den
Strukturbegriffen, die die Schüler*innen im Umgang mit den
entsprechenden literarischen Texten im Unterricht erworben
haben.
-
Beim
lyrischen Schreiben
(Verfassen oder Transformieren von Gedichten) könnte das
Augenmerk neben der auch hier zu beachtenden (funktionalen)
Sparsamkeit der verwendeten sprachlichen und gestalterischen
Mitteln auf folgende Merkmale gerichtet werden: die funktionale Bildhaftigkeit der Sprache zur
Gestaltung der Aussage (z. B Symbole und der Einsatz von ▪
rhetorischen Mitteln
unter dem Blickwinkel ihrer ▪
Wirkungsbereiche
und ▪
Wirkungsakzente
bei ▪
Metaphern,
▪
Symbolen,
▪
Vergleichen
etc.). Ebenso könnte der Akzent, je nach literarischer Vorlage,
aber auch auf Aspekte der Formtreue (z. B. Beibehaltung der
Reimstruktur der literarischen Vorlage gelegt werden oder die
sprachspielerische Qualität verwendeter
▪ Klangfiguren etc. berücksichtigen.
-
Beim
dramatischen Schreiben
von Dialogen und/oder Passagen des ▪
Nebentextes könnten die Lebendigkeit, Konflikthaftigkeit und
Glaubhaftigkeit, Symmetrie und/oder Komplementarität, in den
gestalteten Dialogen, der funktionale, auch epochentypische
Einsatz von ▪
Bühnenanweisungen
(▪
explizite Bühnenanweisung und/oder ▪
implizite Bühnenanweisung (z. B. im ▪
naturalistischem
Drama) oder auch die ▪
Charakterisierung der Figuren mit geeigneten ▪
auktorialen und ▪
figuralen Techniken von Belang sein.
-
Beim
filmischen Schreiben eines
Drehbuchs bzw. von Drehbuchpassagen oder der Gestaltung
eines
Filmexposés,
Treatments, eines ▪
Storyboards,
einer ▪
Shot List
oder einem ▪
Sequenzprotokoll
etc. könnten, je nach Vorlage, ähnliche Aspekte wie beim
dramatischen Schreiben bei gestalteten Dialogen gelten. Dazu
kommen aber noch Merkmale des Textmuster des jeweiligen Textes
(Drehbuch, Treatment, Storyboard etc.), sowie die Berücksichtung
von ▪
Strukturen der Filmsprache
und der besonderen ▪
Gestaltungselemente des Films
(z. B. ▪
Einstellung
mit ▪
Einstellungsgröße
und ▪
Einstellungsperspektive
oder auch der Einsatz von Geräuschen und Musik).
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Gestaltend
interpretieren
▪
Formen der gestaltenden
Interpretation
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Typische Schreibaufgaben
▪
Kriterien zur Selbst- und
Fremdbeurteilung
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Portfolioarbeit ▪
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Literarische Texte gestaltend
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Beurteilung schulischer
Textproduktionen und Schreibprozesse
▪ Überblick
▪ Kriterienkataloge zur Erfassung von
Textqualität
▪
Prüfend-bewertende
Beurteilung
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Förderliche
Begleitung von Schreibprozessen
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
02.07.2024
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